Wofür lebst du?
„Wofür lebst du?“. Vielleicht kommt Ihnen diese Frage etwas provokant vor, gerade jetzt im Sommer, wo alles blüht und sprießt, die Eisdielen voll sind und der Urlaub vor der Tür steht.
„Wofür lebst du?“. Irgendwann wird sich diese Frage aber wohl jeder stellen. Dann, wenn eine Beziehung in die Brüche geht, wenn eine Krankheit wie ein Blitz in mein Leben einschlägt, wenn die Kinder ihren eigenen Weg gehen und es im Haus auf einmal ganz still wird, wenn der Partner stirbt oder einfach, wenn man spürt, dass die Mitte des Lebens überschritten ist.
„Wofür lebst du?“. Meist kriecht diese Frage bohrend in uns hoch, wenn unser Leben mit etwas Unerwartetem konfrontiert ist, wenn wir vor einem Stopp-Schild stehen und unser Leben eine andere Richtung nehmen muss.“Wofür lebst du?“ - das werden Menschen entsprechend ihrer Lebensform beantworten: Die junge Mutter anders als die Frau, die für ihren Beruf lebt; der Student anders als der Beamte kurz vor seiner Pensionierung.
Heute feiert die katholische Kirche das Fest des Heiligen Kilian und seiner Gefährten. Kilian, der Bischof aus dem fernen Irland, kam im Jahre 686 nach Würzburg, um uns den Weg für das Christentum zu ebnen. Er hätte es einfacher haben können auf der grünen Insel. Aber er hatte eine Aufgabe. Einen Auftrag, zu Menschen zu gehen, denen der christliche Glaube fremd war. Er und seine Gefährten Kolonat und Totnan müssen überzeugend gewesen sein. Wie sonst würde seine Botschaft im fränkischen Land nun schon über 1.300 Jahre den Menschen Sinn und Halt geben? Sie müssen gebrannt haben für die Sache Jesu. So sehr, dass sie im Jahr 689 dafür in den Tod gingen.
Wir sollen also Feuer und Flamme sein. Begeistert, leidenschaftlich für eine Idee. Die einen für den Fußball, die anderen für ihren Beruf, die Familie, die Politik oder für Jesus Christus. Ich soll mich freuen dürfen, wenn ich morgens aufstehe. Ich muss wissen, warum ich den Schritt aus dem Bett in diesen ungewissen Tag wage.
„Wofür lebst du?“. Kann diese Frage dann nicht so beantwortet werden? Weil es Sinn hat, dass ich zu dieser Zeit auf der Welt bin. Und weil ich in diesem Leben eine Aufgabe habe. Kilian war gut gerüstet für seine Mission, er machte sich mit zwei Gefährten auf den Weg. Auch uns tut es gut, nicht alleine auf den Straßen dieser Welt unterwegs zu sein, sondern Wegbegleiter zu haben. Ich brauche diesen meinen Weg nicht immer gleich zu erkennen. Wenn ich mich aber Gottes Führung anvertraue, dann erfahre ich, spätestens in der Rückschau meines Lebens, wofür es sich lohnt. Dafür lebe ich.
Margit Rotter
Geschäftsführerin des Diözesanbüros Würzburg