Wo Gott ist, da ist Zukunft
Nein, nicht der Pontifex aus Rom war Zentrum der Pilgerfahrt von 150 Frauen, Männern und Kindern aus den drei Würzburger Dekanaten -die jüngste gerade mal drei Monate alt-, sondern das gemeinsame Beten und Singen, das Erlebte auf dem Weg, die Gemeinschaft mit den vielen Gläubigen, die Freude am Glauben. Und da zu einer Wallfahrt auch Strapazen gehören, nahm man die Abfahrt mitten in der Nacht, das Bibbern und Frieren in den frühen Morgenstunden auf dem Domplatz und das Übermüdetsein gerne in Kauf. Den Thüringern hat es gut getan, dass der Papst in ihr Land kam und dass er an die schweren Zeiten in der alten DDR erinnerte, "die für den christlichen Glauben wie saurer Regen wirkte". Wortgewaltig ist unser Papst, so auch, wenn er von den Spätfolgen sprach, die es gilt, aus dieser Zeit aufzuarbeiten. Man hätte es auch direkter sagen können: Die Mehrheit der Menschen -und nicht nur in Thüringen- lebt abgekoppelt vom christlichen Glauben und von der Gemeinschaft der Kirche. Müde wirkte der Papst zeitweise, was einem Mann mit 84 Jahren bei diesem Reisemarathon auch zusteht. Dies macht ihn aber auch sympathisch, ebenso wie seine scheuen, fast unsicheren Gesten. Dieses äußere Erscheinungsbild steht manchmal im Widerspruch dazu, wie konsequent er sein kann, wenn es um den Erhalt katholischer Glaubensinhalte geht. Vielleicht sollten wir diese Haltung nicht vorschnell vom Tisch wischen. Natürlich hätte ich mir in Erfurt ein deutsches Hochgebet gewünscht, als in der mir fremden lateinischen Sprache die Messe mitzufeiern. Spätestens seit der Rede Benedikts im Freiburger Konzerthaus ist jedoch klar geworden, was diesen Papst umtreibt: Wir müssen Gott wieder mehr ins Spiel bringen. Es geht um eine Stärkung und Vertiefung unseres Glaubens.