Von Studentenbuden und weiten Räumen …
Alle Jahre wieder verändert sich im Herbst das Würzburger Stadtbild. Mit Beginn des neuen Semesters kommen wieder über 30.000 junge Menschen in unsere Stadt. Bei einer Bevölkerung von knapp 130.000 Einwohnern ist das eine beträchtliche Zahl und wirkt wie ein Jungbrunnen für Würzburg.
Für viele Studienanfänger beginnt ein Lebensabschnitt, der viel Neues mit sich bringt. Mit bestandenem Abitur in der Tasche und dem Bewusstsein, dass einem die Welt nun offen steht, blickt man frohgemut in die Zukunft. Vor einem eröffnet sich ein weites Feld mit zahlreichen Möglichkeiten. Man schreibt sich an der Hochschule ein und unterschreibt den ersten Mietvertrag. Die Studentenbude wird bezogen und man gestaltet den Alltag ohne die Eltern. Wow – Würzburg, es geht los!
Doch in diese harmonische Hochstimmung mischen sich auch Gefühle der Ungewissheit und des Unbehagens. Noch ist das Bafög nicht bewilligt und das neue Semester nicht bewältigt. Noch sind nicht alle Prüfungen geschrieben und nicht alle Referate gehalten. Viele Freunde sind zuhause oder an einem anderen Studienort – neue sind noch nicht gefunden. Und das mit den Eltern – na ja, so ganz ohne Eltern, ohne die heimische Nestwärme und ohne das elterliche Portemonnaie ist das Projekt „Auf eigenen Füßen stehen“ gar nicht so einfach umzusetzen.
In diesem Wechselbad der Gefühle macht ein biblisches Hoffnungsbild Mut: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“ – so heißt es in Psalm 31. Da sieht sich einer vor große Herausforderungen gestellt – doch im Vertrauen auf Gott weiß er sich inmitten aller Befürchtungen geborgen. Warum? Da ist ein „Du“ in seinem Leben; da ist ein Gegenüber, das fest steht und ihm Festigkeit gibt.
„Du stellst meine Füße auf weiten Raum“. Da sind nicht nur die vielen Möglichkeiten, über die ich mich freuen kann. Da sind nicht nur die Unwägbarkeiten, die mir Sorge bereiten. Sondern, da ist vor allem ein Gegenüber, dem ich vertrauen darf. Gott ist es, der mir meinen Lebensraum eröffnet und Gott ist es, der mir Wege zeigt, die gut für mich sind. Gott ist da, wenn ich Neuland betrete – und wenn ich falle, dann richtet er mich wieder auf. Im Vertrauen auf ihn, darf ich den weiten Raum meines neuen Lebensabschnitts durchschreiten. Für all das Schöne darf ich ihm danken; und in allen Herausforderungen darf ich ihn um Hilfe bitten. Es lohnt sich, im neuen Semester mit diesem Gott zu reden und mit ihm zu rechnen.
Matthäus Wassermann, evangelischer Studentenpfarrer