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Wort zum Wochenende

Erinnerungen an Bonhoeffers Neujahrslied

Wir brauchen besseren Trost, so der evangelische Dekan Dr. Wenrich Slenczka.

Die Zeit zwischen den Jahren ist relativ ruhig. Viele Menschen haben Urlaub, Schulen sind geschlossen, Hochschulen vorlesungsfrei. In den Geschäften ist oft mehr los. Denn einige wollen ihre Weihnachtseinkäufe umtauschen. Etwas hat nicht gepasst, es hat nicht gefallen oder es ist defekt. Es ist gut, wenn man es umtauschen kann.

Die Zeit zwischen den Jahren ist auch die Zeit der Rückblicke auf das Jahr. Für vieles kann man dankbar sein kann. Aber häufig denken wir an das, was nicht gepasst hat, nicht gefallen hat oder was einfach nicht mehr funktioniert. Leider kann man es nicht umtauschen. Es lässt sich auch nicht annullieren oder rückgängig machen. Es bleibt immer da und dummerweise erinnern wir uns daran. Das Gedächtnis funktioniert am besten, wenn man es gerade nicht braucht. Das nennt man Gewissen.

Aber nun ist mitten in diese Zeit hinein die Amokfahrt in Magdeburg gekommen. Wie schrecklich, dass dort, wo man sich auf Weihnachten vorbereitet, eine so furchtbare Tat geschieht. Da heißt es, der Täter habe sich gegen den Islam gewendet. Er selbst stammt aus einem islamischen, diktatorisch regierten Land. Er sei ein Antiislamist, der meinte, die deutschen Behörden seien islamisch unterwandert. Er habe wirre Verschwörungsmythen verbreitet.

Das verwirrt uns. Was sollen wir denken? Es durchbricht die einfachen Vorstellungen von Guten und Bösen, egal welcher politischen oder religiösen Richtung man angehört. Können wir noch zur Ruhe kommen zwischen den Jahren? Unruhige Gedanken treiben ihren Spott mit mir.

So bleibt mir nichts anderes übrig, als mit diesen Gedanken und Erinnerungen zu leben. Wenn ich mich zwischen den Jahren daran erinnere, lebe ich schon damit. Umtausch ist ausgeschlossen. Man muss eben „den Stier bei den Hörnern packen“, wie es so schön heißt. Doch ein Stier gibt nicht so leicht nach. Er kann mir gefährlich werden.

Die Amokfahrt packen wir nicht so einfach bei den Hörnern. Wir brauchen besseren Trost. Seit zweitausend Jahren leben Menschen von dem Trost der Weihnachtsbotschaft: „… euch ist heute der Heiland geboren…“. Sie haben in Kriegszeiten gelebt, in Hunger, in Seuchen, in Unterdrückung und Ungerechtigkeit; sie haben unter Kälte und Dürre gelitten; sie haben Streit und Gewalt erlebt und Schicksalsschläge für sich und ihre Familien. Dennoch haben sie jedes Jahr Weihnachten gefeiert mit mehr oder eher weniger Jubel, aber doch mit der verzweifelten Sehnsucht, dass der Heiland Jesus Christus Frieden auf Erden bringt. Dietrich Bonhoeffer hat diese Sehnsucht in sein bekanntes Neujahrslied aufgenommen, das er trotz Krieg und, obwohl er im Gefängnis saß, gedichtet hat: „Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Ein gesegnetes neues Jahr, in dem wir Frieden erleben wollen, wünsche ich allen.

Dr. Wenrich Slenczka, Dekan des Evang.-Luth. Dekanates Würzburg