Passion bedeutet eine Leidenschaft, Vorliebe, Liebhaberei oder - im allgemeinen Sprachgebrauch - den Einsatz für etwas, so beschreibt es die Internet-Enzyklopädie Wikipedia. Im kirchlichen Kontext bedeutet Passion aber das Leiden und Sterben Christi. Für mich bedeutet es beides gleichzeitig. Am kommenden Sonntag „feiert“ die Kirche den Passionssonntag - die Fastenzeit neigt sich ihrem dramatischen Ende entgegen, das „rettende“ Ostern ist in greifbarer Nähe. Wenn ich, als gebürtiger Sömmersdorfer, „Passion“ höre, dann denke ich natürlich immer an unsere Passionsspiele in diesem kleinen unterfränkischen Dorf. Und ich denke an all die Leidenschaft, die hinter diesen Aufführungen steckt. Es ist meine ganz persönliche Leidenschaft, meine Vorliebe, mein Engagement bei „der Passion“ mitzuwirken, sich dafür einzusetzen. Sie hat mein ganzes Leben geprägt und gäbe es sie nicht, dann würden Sie mit ziemlicher Sicherheit diese Zeilen hier jetzt nicht lesen - ich hätte sie nie geschrieben.
Diese Leidenschaft aber ist es, die mich gerade umtreibt: Wo und wann und mit wem oder für wen und warum bin ich heute noch leidenschaftlich? Welche Vorlieben habe ich? Was sind meine Liebhabereien? Wofür setze ich mich (sonst noch) ein?
Für mich gibt es keinen besseren Zeitpunkt im Jahr, sich mit eben diesen Fragen auseinanderzusetzen, als die Fastenzeit, die österliche Bußzeit. „Buße“ kommt von „Besserung“ - und genau jetzt ist die Zeit, sich, sein Leben, sein Wirken und Arbeiten zu hinterfragen. Mal darüber nachzudenken, wofür setze ich mich eigentlich ein? Was könnte ich denn besser machen? Nicht perfekter - es muss nicht immer alles perfekt sein, in dieser leistungsorientierten Gesellschaft. Aber das, was ich tue, wofür ich brenne, anzuschauen und es unter Umständen ein bisschen besser zu machen oder sich auch zu sagen, es ist gut so, wie es ist, dafür ist jetzt die beste Zeit.
Jesus hat von sich gesagt, dass er der Weg, die Wahrheit und das Leben ist. Fragen Sie sich manchmal auch: Bin ich noch auf dem richtigen Weg? Fragen Sie manchmal auch wie Pilatus: Was ist Wahrheit? Und - last but not least - Wer oder was gibt meinem Leben Sinn? Manche entdecken über diese Fragen ihre Vorlieben. Für andere ist ihre ganz persönliche Leidenschaft bereits die Antwort auf jene Fragen. Man kann es drehen und wenden wie man will: Bleiben Sie oder werden Sie leidenschaftlich! Ich wünsche es Ihnen.
Frank Greubel wirkt als Seelsorger auf dem Heuchelhof, in Rottenbauer und Reichenberg und ist leidenschaftlicher Schauspieler der Passionsspiele in Sömmersdorf.
