Mit Christen und Nichtchristen das Leben feiern
Wie sehr Kirche das Ohr am Menschen hat, erlebten 35 Kommunionhelfer, Lektoren und Gottesdienstbeauftragte bei einer Fortbildung am 7. Mai 2011 in Erfurt. Dort, in der thürinischen Diaspora, leben etwa 25 % Christen. Erfurt selbst zählt 8 % Katholiken. Doch auch Nichtgetaufte lassen sich auf die Sinndeutung der Kirchen ein, vor allem, wenn sie die Höhen und Tiefen ihres Lebens erfahren. Das geschieht an Heiligabend; wenn man krank ist oder ein Familienmitglied stirbt. Wenn man sich verliebt und wenn Jugendliche spüren, dass sie erwachsen werden. Am Nachmittag stand eine Begegnung mit Weihbischof Dr. Reinhard Hauke auf dem Programm, der lange Jahre als Dompfarrer in Erfurt wirkte. In verschiedenen liturgischen Feiern hat er diese Erfahrungen der Sinnsuche aufgegriffen. So besuchen Jahr für Jahr hunderte Nichtchristen das nächtliche Weihnachtslob an Heiligabend im Erfurter Dom. Seit 1998 gibt es die "Lebenswendefeier" für Jugendliche ohne Konfession. Am Valentinstag sind alle Verliebte und Liebenden zu einem ökumenischen Segnungsgottesdienst eingeladen. Den Veränderungen im Begräbnisritual begegnete man mit der Errichtung eines Kolumbariums in der Erfurter Allerheiligenkirche. Seit September 2007 besteht die Möglichkeiten für Christen und Nichtchristen, sich dort bestatten zu lassen und die Trauerfeier zu halten. Im Hintergrund dieser Angebote steht die Erfahrung, dass jeder Mensch -sei er nun Christ oder nicht- Fragen hat, die den eigenen Horizont übersteigen. Am Vormittag stellte Direktor Dr. Hubertus Schönemann die "Katholische Arbeitsstelle für missionarische Pastoral" vor. Dieses, von der Deutschen Bischofskonferenz im Januar letzten Jahres eingerichtete Institut, hat die Aufgabe, die Weiterentwicklung des kirchlichen Zeugnisses in der Welt von heute zu unterstützen. Dr. Schönemann vesteht seinen Arbeitsbereich als "Gedankenschmiede", Kirche weiterzuentwickeln und Gotteserfahrungen aufzuschließen für alle, die "außen stehen". Er machte den Gästen aus Unterfranken Mut, die Neustrukturierung der Pastoral als Chance zu sehen, auch kommenden Generationen das Evangelium zu erschließen.