Erinnern Sie sich noch an Ihre Erstkommunion? Übermorgen feiern wir in der katholischen Kirche den Weißen Sonntag. In vielen Pfarreien unserer Diözese gehen Mädchen und Jungen zum ersten Mal zum Tisch des Herrn. Mein Weißer Sonntag ist mir noch lebhaft in Erinnerung. Da ich in der katholischen Diaspora aufgewachsen bin, wurde dieses Fest in meinem Heimatdorf nur alle zwei Jahre gefeiert. Unser Pfarrer hatte damals schon zwei Gemeinden zu betreuen. Außerdem hielt sich die Anzahl der katholischen Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 1959 und 1960 in Grenzen. So war ich schon fast 10 Jahre alt, als ich mit kindlicher Inbrunst meinem großen Tag entgegenfieberte.
Groß war dieser Tag in der Tat. Nicht nur des guten Essens in der Gastwirtschaft, der vielen Kuchen und der Geschenke wegen. Pfarrer Ruf und seine Schwester, die Katechetin war, erschlossen uns die Wochen davor das Mysterium der Eucharistie. Mit kindlichem Herzen habe ich das Geheimnis erfasst. Von meiner Erstkommunionvorbereitung lebe ich heute noch. So ist der Empfang von Jesus in der Gestalt von Brot und Wein auch nach mehr als 50 Jahren ein heiliges Geschehen für mich. Ich muss aber gestehen, dass ich auch immer wieder recht gedankenlos zum Tisch des Herrn trete. Zu voll ist mein Kopf mit den Dingen des Alltags. Aber da gibt es sie die Momente der ganz besonderen Nähe. Sei es beim Sterben meines Vaters, als ich ihm das letzte Mal das eucharistische Brot reichen durfte. Sei es bei Krankheit oder Sorge, wo ich so etwas wie einen Hunger nach der Eucharistie verspüre. Manchmal ist es aber auch nur ein Gedanke, die Musik, die mich fesseln und mein Herz bereiten. Ja, da bekomme ich Anteil am Geheimnis des Glaubens.
Übrigens: Am Abend meiner Erstkommunion sangen meine kirchenchorerprobten Tanten aus voller Kehle: „So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag, der dürfte nie vergehn“. Vor lauter Gram darüber lief ich weinend in mein Zimmer. Wie konnte die Verwandtschaft nur so fröhlich sein an meinem großen, andächtigen Tag? Ich habe diese Anekdote schon so oft schmunzelnd erzählt. Heute kann ich aus voller Überzeugung sagen: Ja, es war „so ein Tag, so wunderschön, wie heute“, so ein Tag, der wirklich nie vergeht.
Margit Rotter, Leiterin des Dekanatsbüros Würzburg.