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Mehr Freiheit wünschenswert

Der evangelische Schulseeslorger, Pfarrer Christian Herpich, geht der Frage nach, warum wir immer auf die Fehler anderer hinweisen und nicht die Potenziale fördern. Mehr...

„Warum müssen die Deutschen immer die anderen auf ihre Fehler hinweisen? Ich kann das nicht verstehen. Bei uns in Spanien käme niemand auf so eine Idee“, so die Antwort eines schon lange in Deutschland lebenden Bekannten auf die Frage nach den Unterschieden zwischen Deutschland und seiner Heimat. Eine Antwort, die mich sehr nachdenklich gemacht hat. Stimmt das wirklich, dass wir unsere Nachbarn, Kollegen und Freunde immer nur auf ihre Fehler aufmerksam machen? Wenn ja, dann erklärt das vielleicht, warum es im Urlaub immer so herrlich anders ist, aus dem jetzt viele zurückkehren. „Da ist das Leben so herrlich, so ungezwungen, so frei“, schwärmen die Rückkehrenden, nachdem sie auf Gomera nackt gebadet haben oder in Andalusien mit EinheimischenTapas gegessen haben und vermissen diese Freiheit hier bei uns. Klar ist die pflichtarme Zeit im Urlaub nicht vergleichbar mit dem gewohnten Arbeits- und Familienalltag. Dennoch: Mehr Freiheit, das wäre auch in unserem normalen Leben wünschenswert und: es wäre möglich! Paulus zumindest schwärmt , als er Jesus für sich entdeckt, von „der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes“ (Rö 8,21) und betont:“Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Lasst euch nicht mehr unter das Joch der Knechtschaft bringen“ (Gal5,19). Klingt gut, gerade wenn man auf das kommenden Arbeitsjahr schaut, blöd nur, dass wir das einfach nicht tun. Warum? Vermutlich weil „Freiheit“ nie umsonst zu bekommen ist, meist sogar erkämpft werden musste. Das war in den Bauernkriegen nicht anders als heute, wenn es darum geht, Freiheitsrechte nicht bestimmten Definitionen von vermeintlicher Sicherheit zu opfern (Vorratsdatenspeicherung, Datensouveränität gegenüber Google+co.). Dabei geht es auch anders: Ich denke z.B. an das evangelische Dag-Hammarskjöld-Gymnasium, an dem ich seit 4 Jahren tätig bin. Dort wird versucht, pädagogisch neue Wege zu gehen. Da werden SchülerInnen nicht nur auf ihre Fehler hingewiesen (typisch Deutsch?), sondern ihre Potentiale werden gefördert und Kindern Mitverantwortung am eigenen Lernweg gegeben. Das ist zwar keine grenzenlose Freiheit, aber ein guter Anfang. Wäre so etwas in Ihrem privaten oder beruflichen Bereich nicht auch möglich? Wenn statt Kritik am anderen, verantwortete Freiheit gewährt wird, kann sich manches tun. Das sagte ich übrigens meinem spanischen Freund auch und bin trotz Zeitmangel spontan einen Kaffee mit ihm trinken gegangen. Denn es gilt: Wenn eine Freundschaft aufhört zu wachsen, beginnt sie augenblicklich zu verkümmern. Das hat nichts mit Freiheit zu tun.

 

 

 

 

Pfr. Christian Herpich

Schulleitungsteam Dag-Hammarskjöld-Gymnasium; Würzburg