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Martin Luthers Besuch in Würzburg

Das bevorstehende Reformationsgedenken ist Anlass für Pfarrer Niko Natzschka über Luthers Überzeugung nachzudenken, dass die Liebe Gottes allen Menschen gilt. Mehr...



Am 31. Oktober 1517 schlug der Augustinermönch Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablass an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Dieses Ereignis, das zugleich den Beginn der Reformation bezeichnet, jährt sich im kommenden Jahr zum 500. Mal. Für die evangelischen Christen in Würzburg gibt es wenig später noch ein weiteres Jubiläum. Denn am 18. April 1518 besuchte der Reformator die Stadt in Mainfranken, die damals noch Sitz eines Fürstbistums war.

Martin Luther befand sich auf dem Weg von Wittenberg nach Heidelberg, wo er seine Thesen vor dem Generalkapitel seines Ordens verantworten sollte. Er verbrachte zwei Nächte im Würzburger Augustinerkloster, das sich damals noch an der Stelle der heutigen Polizeiinspektion Würzburg-Stadt befand. Fürstbischof Lorenz von Bibra empfing den Mönch auf der Festung Marienberg und führte mit ihm ein angeregtes theologisches Gespräch.

Als gelehrter Humanist zeigte Lorenz von Bibra großes Interesse an der Reformation. Viele Jahre später äußerte Martin Luther die Meinung, der Bischof wäre, wenn er noch länger gelebt hätte, möglicherweise evangelisch geworden. Doch leider verstarb Lorenz von Bibra bereits nach wenigen Monaten. Ob er wirklich über einen Konfessionswechsel nachgedacht hat, ist unbekannt.

Sicher ist dagegen, was Luther auf der Heidelberger Disputation gesagt hat: „Gott liebt uns Menschen nicht, weil wir so wertvoll sind, sondern wir sind wertvoll, weil Gott uns liebt“. Und „die Liebe Gottes sucht nicht das Liebenswerte, sondern sie schafft es“. Gegenüber der Leitung seines Orden ließ Luther keinen Zweifel an seiner Überzeugung: dass die Liebe Gottes allen Menschen gilt – insbesondere den Schwachen und Entrechteten.

Die persönliche Tragik Martin Luthers besteht – aus meiner Sicht – darin, dass er diesen Kern seiner Botschaft später mit verbalen Ausfällen gegen Juden, Frauen und Behinderte selbst in Frage gestellt hat. Insofern reichen seine 95 Thesen nicht mehr aus. Es bedarf einer 96. These, die Luthers Spätschriften im Sinne seines ursprünglichen Anliegens korrigiert. Das 500-jährige Jubiläum der Heidelberger Disputation könnte dafür ein guter Anlass sein.



Niko Natzschka, Pfarrer der Martin-Luther-Kirche im Würzburger Stadtteil Frauenland







 



Am 31. Oktober 1517 schlug der Augustinermönch Martin Luther seine 95 Thesen gegen den Ablass an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Dieses Ereignis, das zugleich den Beginn der Reformation bezeichnet, jährt sich im kommenden Jahr zum 500. Mal. Für die evangelischen Christen in Würzburg gibt es wenig später noch ein weiteres Jubiläum. Denn am 18. April 1518 besuchte der Reformator die Stadt in Mainfranken, die damals noch Sitz eines Fürstbistums war.

Martin Luther befand sich auf dem Weg von Wittenberg nach Heidelberg, wo er seine Thesen vor dem Generalkapitel seines Ordens verantworten sollte. Er verbrachte zwei Nächte im Würzburger Augustinerkloster, das sich damals noch an der Stelle der heutigen Polizeiinspektion Würzburg-Stadt befand. Fürstbischof Lorenz von Bibra empfing den Mönch auf der Festung Marienberg und führte mit ihm ein angeregtes theologisches Gespräch.

Als gelehrter Humanist zeigte Lorenz von Bibra großes Interesse an der Reformation. Viele Jahre später äußerte Martin Luther die Meinung, der Bischof wäre, wenn er noch länger gelebt hätte, möglicherweise evangelisch geworden. Doch leider verstarb Lorenz von Bibra bereits nach wenigen Monaten. Ob er wirklich über einen Konfessionswechsel nachgedacht hat, ist unbekannt.

Sicher ist dagegen, was Luther auf der Heidelberger Disputation gesagt hat: „Gott liebt uns Menschen nicht, weil wir so wertvoll sind, sondern wir sind wertvoll, weil Gott uns liebt“. Und „die Liebe Gottes sucht nicht das Liebenswerte, sondern sie schafft es“. Gegenüber der Leitung seines Orden ließ Luther keinen Zweifel an seiner Überzeugung: dass die Liebe Gottes allen Menschen gilt – insbesondere den Schwachen und Entrechteten.

Die persönliche Tragik Martin Luthers besteht – aus meiner Sicht – darin, dass er diesen Kern seiner Botschaft später mit verbalen Ausfällen gegen Juden, Frauen und Behinderte selbst in Frage gestellt hat. Insofern reichen seine 95 Thesen nicht mehr aus. Es bedarf einer 96. These, die Luthers Spätschriften im Sinne seines ursprünglichen Anliegens korrigiert. Das 500-jährige Jubiläum der Heidelberger Disputation könnte dafür ein guter Anlass sein.



Niko Natzschka, Pfarrer der Martin-Luther-Kirche im Würzburger Stadtteil Frauenland