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Kreuzigungsgruppe am Kreuzberg in der Rhön
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Liebevoller Blick auf das Lebensende

Gedanken von Pfarrerin Susanne Wildfeuer zum evangelischen Ewigkeitssonntag.

Meine Mutter ordnet ihre letzten Dinge. Nein, sie ist nicht sterbenskrank. Sie ist fit und unternehmungslustig, ihre Gedanken sind klar und sie ist noch täglich mit dem Auto unterwegs. Aber seit geraumer Zeit hat sie begonnen, das Ende ihres Lebens zu denken und vorzubereiten. Das tut sie, indem sie den Inhalt ihrer Schränke überprüft und sich von liebgewordenen Dingen trennt oder an ihrem Haus Reparaturen durchführen lässt, die ihr ein gutes Wohnen ermöglichen. Und wenn ich sie besuche, dann gibt es bei allen unseren Gesprächen ein kleines Ritual. Oft ganz unvermittelt, mitten in einer lebendigen und fröhlichen Unterhaltung, sagt sie mir Dinge, die ich wissen muss, wenn sie einmal nicht mehr ist: sie erzählt mir Familiengeschichten und informiert mich über ihr Bankkonto. Sie zeigt mir, wo ich ihre Unterlagen finde und gibt mir Backrezepte weiter, die sie von ihrer Mutter erhalten hat. Sie sagt mir, wie sie sich Pflege am Lebensende wünscht und wie sie bestattet sein möchte.

 

Ich gebe zu, dass es mir am Anfang schwergefallen ist, mich darauf einzulassen, weil mir ihr unausweichlicher Tod ganz nahegekommen ist und weil es auch mir schwerfällt, über den Tod zu reden. Inzwischen schätze ich diese Gespräche mit meiner Mutter und ich bewundere die Art und Weise, wie sie die wirklich letzten Dinge ihres Lebens in den Blick nimmt, wie sie ihr Leben genießt und sich trotzdem auf den Tag vorbereitet, der einmal kommen wird.

 

Um das Vorbereiten geht es in den evangelischen Gottesdiensten auch am kommenden Sonntag. Es ist der letzte im Kirchenjahr und wir begehen ihn als Ewigkeitssonntag. In den biblischen Texten und in den Liedern dieses Sonntags geht es um den Anbruch der neuen Welt Gottes. Sie erzählen von einer bevorstehenden Hochzeitsfeier und davon, dass ein gelingendes Fest eine gute Vorbereitung braucht. Nicht alle bereiten sich gut vor und so kommt es, dass die Unvorbereiteten den Kürzeren ziehen und das Nachsehen haben. Das Fest findet ohne sie statt.

 

Wer am Fest teilnehmen will, muss vorbereitet sein, auch dann, wenn der Termin noch nicht klar ist. Und dazu gehört ohne Zweifel, Ordnung in sein Leben zu bringen, nach außen und nach innen. Dazu gehört, das Leben anzuschauen und zu wägen, Unnützes wegzulegen oder Guttuendes zu behalten. Dazu gehört letztendlich auch, die große Vertrauensfrage: Was hält mich im Leben und im Sterben? Wer hilft mir, meine Ängste zu überwinden? Worauf will ich mein Vertrauen setzen? Die biblische Botschaft des Ewigkeitssonntags ist klar: Wenn das Ende kommt, ist Gott immer schon da. Er hält uns, im Leben, im Sterben und über den Tod hinaus. Ohne unser Zutun, bleiben wir in seiner Liebe geborgen, dafür hat sich Jesus Christus verbürgt.

 

Das Fest wird stattfinden. Mit dem Ende wird ein neuer Anfang kommen. Gut, wenn wir darauf vorbereitet und voller Vertrauen sind.

 

 

 

Susanne Wildfeuer

Stellvertretende Dekanin