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Wort zum Wochenende

Lebenslinien

Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Nur gut, dass wir unseren Weg nicht alleine gehen, so Margit Rotter

Lebenslinien

Ich muss gestehen, es gibt wenige Sendungen im Fernsehen, die ich regelmäßig anschaue. Eine Serie je­doch, auf die ich mich zu Wochenbeginn freue, sind die „Lebenslinien“ am Montagabend im Baye­rischen Fernsehen. Da taucht der Zuschauer in spannende Biografien ein. Da werden mehr oder weniger prominente Zeitgenossen vorgestellt, die oft in entwaffnender Offenheit von ihrem Le­ben mit allen Höhen und Tiefen erzählen, ihre Lebenslinien eben.

Die besten Geschichten schreibt das Leben selbst. Da ist zum einen eine behütete Kindheit oder eine schwierige Kinderstube. Die Sturm- und Drangzeit, ähnlich einer Karussellfahrt auf dem Jahrmarkt der Möglichkeiten. Dann irgend­wann pendelt sich das Leben ein oder erfährt einen Knick und eine ganz andere Richtung ist ange­sagt. Da gilt es Tiefschläge zu ver­kraften und die Kunst, vom Gipfel des Glücks wieder in die Nie­derungen des Alltags zu gelangen. Den langen Atem zu behalten, Hoff­nung und Durchhaltevermö­gen. Auf jeden Fall gibt es für mich nichts Spannenderes als dieses Le­ben, Lebenslinien eben.

Keiner von uns hat sich selbst in das Leben gesetzt und keiner hat es, bei aller Selbstbestimmt­heit, gänzlich in der Hand. Aber macht dies nicht gerade den Reiz eines Lebens aus? Begegnungen ein­fach geschenkt zu bekommen, aus denen meine persönliche Lebensgeschichte wächst. Vor Heraus­forderungen gestellt zu werden, die es zu meistern gilt. Sich mit sich nicht zu wenig zufrieden zu geben, aber auch die Ziele des Lebens nicht zu hoch zu hängen. Nicht auf die großen Ereig­nisse zu warten, sondern Freude im Kleinen entdecken. Das Leben kosten und auskosten, ohne ständig dem Glück auf den Fersen zu sein. Dankbar jeden neu anbrechen­den Tag beginnen und das Tagwerk ent­spannt loslassen.

Die Corona-Zeit hat uns gelehrt „auf Sicht zu fahren“. Nicht auf breiten Straßen mit hohem Tempo durch das Leben zu brausen, sondern einen Fuß vorsichtig vor den anderen zu setzen. Manche Er­wartungen vielleicht zu überdenken, um dann den Kurs zu korrigieren. So wachsen Jahr um Jahr unsere Le­bensringe, Le­benslinien eben. Nur gut, dass wir unseren Weg nicht alleine ge­hen. Und Gott uns dort, wo nur eine Spur zu sehen ist, getragen hat. Denn: „Du umschließt mich von allen Seiten und legst deine Hand auf mich“ (Psalm 139).

Margit Rotter

Leiterin des Dekanatsbüros Würzburg