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Leben heißt Glauben lernen

Gedanken zum Reformationstag von Pfarrer Matthias Hörning. Mehr...

Leben heißt Glauben lernen

Seit Wochen schon bereiten uns ausgehöhlte Kürbisse und die Auslagen der Geschäfte ordentlich vor. Mittlerweile ist es unübersehbar: Übermorgen ist „Halloween“. Aber nicht nur. Evangelische Christen feiern am Samstag Reformationstag. Am Sonntag und Montag gedenken katholische Christen der Heiligen und Ihrer Verstorbenen: Allerheiligen und Allerseelen.

Würde Günter Jauch seine KandidatInnen diese Feste nach dem Bekanntheitsgrad ordnen lassen, so käme der Reformationstag wohl schlecht weg. Kein Wunder auch, mag so mancher denken: Es fehlen halt gänzlich die religiös und biographisch aufgeladenen Rituale und Gesten. Und somit auch die Anknüpfungspunkte für Konsum und Kommerz.

Zugegeben, der Reformationstag bietet auch inhaltliche Zugangsschwierigkeiten: Schon die Frage, worum es eigentlich geht, findet – wenn überhaupt - vielfältige Antwort: Heldengedenktag, „Theologengezänk“ von gestern, Geburtstag der Evangelischen Kirche, …

Also worum geht es? Warum lohnt es sich immer noch, daran zu erinnern, was Luther und mit ihm und nach ihm viele andere wiederentdeckt haben? Ja, was war das überhaupt?

Dietrich Bonhoeffer schreibt in einem seiner Gefängnisbriefe: „Ich erinnere mich eines Gespräches, das ich vor 13 Jahren in Amerika mit einem französischen jungen Pfarrer hatte. Wir hatten uns ganz einfach die Frage gestellt, was wir mit unserem Leben eigentlich wollten. Da sagte er: ich möchte ein Heiliger werden; das beeindruckte mich damals sehr. Trotzdem widersprach ich ihm und sagte ungefähr: ich möchte glauben lernen.“

Der christliche Glaube – nicht ein als Besitz erwerbbares Persönlichkeitsmerkmal, sondern ein Lernprozess. Dieser Satz ist typisch für Dietrich Bonhoeffer. Er ist auch typisch evangelisch. Dabei geht es aber eben nicht um Selbstoptimierung und eigene Leistung, sondern um dankbares Empfangen. Es ist doch eine Binsenwahrheit: Was unser Leben wirklich reich und lebenswert macht, kann man sich weder erarbeiten noch kaufen. Man muss es sich schenken lassen. Wer das erfahren und verstanden hat, der weiß: Ich muss mir und anderen und auch Gott nicht ständig beweisen, wie „gut“ und leistungsfähig ich bin. Wie die Menschen, die mich lieben, so steht Gott hinter meinem Leben. Egal, wer ich bin. Egal, was ich bisher aus meinem Leben gemacht habe. Darauf zu vertrauen, ist natürlich ein Wagnis. Glauben lernen heißt, in dieses Vertrauen immer mehr hineinzuwachsen.

Und genau daran erinnert der Reformationstag.

Pfarrer Matthias Hörning