Keine Geschenke, kaum Symbole, wenig erhaltenes Brauchtum, das einen hinweis darauf geben könnte, was wir da überhaupt feiern. Pfingsten, also: Pfingstrosen und zwei Wochen Schulferien. Was es das schon? Von wegen! Kenn Sie die Knicklichter, wie sie ursprünglich einmal Angler verwendeten? Diese kleinen Teile, die erst so unscheinbar aussehen, aber bei richtiger Handhabung eine ganz erstaunliche und langdauernde Leuchtkraft haben? An ihnen kann man sich klarmachen, was an Pfingsten damals vor langer Zeit passiert ist. Zunächst mal, sieht man den kleinen Dingern nicht an, was in ihnen steckt. Doch, wenn man sie knickt, geht es los, dann kommt eine Reaktion in Gang und die Knicklichter fangen an zu leuchten. Ausschlaggebend ist dabei, dass die dünne Membran, die im Inneren der Knicklichter vorhanden ist, angestoßen und somit aufgebrochen wird. Dann geht es los mit dem Leuchten und plötzlich werden sie hell - weithin sichtbar strahlen sie. So ähnlich muss es damals in Jerusalem auch zugegangen sein. Die Jünger um Jesus, sie hatten vieles erlebt. Sie waren mit Jesus herumgezogen, waren ein gutes Team, hingen an seinen Lippen. Dann das dramatische Ende: Sein Tod am Kreuz. Gut, kurz darauf hatten Gerüchte die Runde gemacht, er wäre auferstanden, doch jedenfalls war eines klar: So wie vorher, wird es nicht mehr. Frust und Angst machten sich breit. Die Jünger blieben lieber hinter dichten Mauern sitzen, schotteten sich ab. Sie hatten schlicht Angst, fürchteten harte Konsequenzen, wenns ie sich als Freunde von Jesus outen würden. Hinter dicken Mauern saßen sie. Ohne Perspektive, ohne Plan. Doch dann: Auf einmal war alles anders. So erzählen es die biblischen Schriftsteller: In vielen Bildern reden sie. Wie ein Brausen war es, wie ein Feuer, wie ein Wind, der sie berührte und Neues brachte. Mit einem Mal war alles anders. Wie? Ja, so ähnlich wie beim Knicklicht, das man berührt und in ihm die Membranverhärtung aufknackt. Auf einmal ist alles anders. Und es geht los. Mit den Jüngern ging vieles los - sie blieben nicht mehr in ihren Häusern sitzen. Nach außen wagten sie sich. Erfüllt waren sie, sie leuchteten, sie strahlten aus von Innen heraus. Sie waren begeistert, mit einem Schlag war alles anders. Und dann passierte, was leicht passiert. Begeisterte können Andere mitreißen und ebenfalls begeistern. So hat die Begeisterung Kreise gezogen. Ja, so hat es wich wohl zugegtragen, das erste Pfingstfest.
Karin Jordak, ev. Pfarrerin Würzburg-Grombühl