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Keinen Mantel haben

Indem Martin von Tours seinen Mantel mit einem Bettler teilt, begegnet er Christus. Wir alle sind eingeladen, mit den Augen des Glaubens zu schauen, wo Menschen am Rand sitzen und frieren.

Keinen Mantel haben

 

Heute feiern wir das Fest des Heiligen Martin, der seinen Offiziersmantel mit dem Schwert teilte und einem armen, unbekleideten Bettler gab. Bis auf den heutigen Tag leuchten die Martinslaternen der Kinder in die anbrechende Nacht und tragen die Botschaft des Martin von Tours, dessen Geburtstag sich heuer zum 1.700 Mal jährt, auch in unsere Zeit.

Gewiss, wir werden kaum in die Verlegenheit kommen, einen Bettler zu treffen, um ihn mit der Hälfte unseres Mantels vor dem Erfrierungstod zu bewahren. In diesen spätherbstlichen Tagen sind wir alle gut eingepackt.

Keinen Mantel zu haben, diesen Zustand kannte ich bisher nur von Erzählungen aus den Nachkriegsjahren. Vor vier Wochen, beim Provinztag der „Ritter vom Heili­gen Grab zu Jerusalem“ in Altötting, war nach einem feierlichen Gottesdienst in der Stiftskirche mein Ordensmantel plötzlich verschwunden. Der Mantel, der mir bei meiner Investitur umgelegt wurde, zeichnet mich nicht nur als Ordensdame aus, er ist ein Teil von mir geworden. Mit ihm gebe ich Zeugnis für Jesus Christus. Ja, er hilft mir, mich in schwierigen Lebenslagen daran hochzuzie­hen und aufzurichten. Er gibt mir Wärme und Schutz. Und nun war er weg! Es wur­de erschreckend kalt, ich hatte keinen Mantel mehr.

Keinen Mantel zu haben, das ist ein Synonym für die Kälte unserer Tage: Paare, deren Liebe vereist ist. Junge Menschen, die keinen Anschluss finden, am Bahnhof ihres Lebens stehen bleiben. Alte, die vergessen in ihren Heimen sitzen. Kinder, die mit leerem Magen zur Schule kommen. Psychisch Kranke, eingesperrt hinter den Gittern ihrer Seele. Menschen, die nie auf der Sonnenseite des Lebens standen. Jugendliche, die nur noch auf ihre Handys starren. Für sie steht der Bettler, der um einen warmen Mantel bittet.

Wir alle sind eingeladen, mit den Augen des Glaubens zu schauen, wo Menschen am Rande sitzen und frieren. Indem Martin seinen Mantel teilt, begegnet er Chris­tus. Menschen, die geben, deren Leben wird reich. Übrigens: Meinen Ordensman­tel brachte mir nach zwei Stunden ein älterer Herr wieder zurück. Wie wurde es uns beiden warm um's Herz.

 

Margit Rotter

Geschäftsführerin des Diözesanbüros Würzburg