Im und nach dem Einsatz: Gemeinsam einstehen
Die Ereignisse der vergangenen Tage von Würzburg/Heidingsfeld, München und Ansbach, die uns in ihrer Gewalt und Menschenverachtung fassungslos und sprachlos erscheinen lassen, sind bei vielen Menschen noch gedanklich im Vordergrund. Die Fragen nach dem Warum und das Empfinden von Hilf- und Ratlosigkeit sowie die Befürchtungen von weiteren Geschehnissen dieser Art, beschäftigen viele Menschen, ob Alt oder Jung. Diese Gedanken und Fragen beschäftigen auch viele Einsatzkräfte. Als Seelsorger für die Feuerwehr und für die Rettungsdienste bin ich und meine Kolleginnen und Kollegen der Einsatznachsorge in diesen Tagen besonders für die Helferinnen und Helfer da, die in Heidingsfeld im Einsatz waren. Solche Einsatznachbesprechungen laufen nach einem standardisierten und zertifizierten Verfahren ab; neben diesen Instrumenten der Einsatznachsorge ist es für mich persönlich wichtig, mich noch anderweitig zu verorten bzw. Mut zu holen. „Ich hebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er lässt deinen Fuß nicht wanken, er der dich behütet, schläft nicht.“ Ps 121 – Sicher, nicht jede Einsatzkraft ist kirchlich sozialisiert, doch ist jede Einsatzkraft, die sich zum Wohl der Menschen einsetzt, zu einem angewiesen auf die jeweilige Ausbildung und Erfahrung und zum anderem auf Gemeinschaft untereinander. - Ich habe in den letzten Tagen in Gesprächen mit den Einsatzkräften oft den Begriff „Familie“ vernommen. Gemeinschaft, Respekt, Vertrauen, Stützen, Hilfe, Durchstehen, Einstehen, das sind wichtige Begrifflichkeiten im Kontext der Familie, speziell in der „Blaulichtfamilie“. Des weiteren hat der Schutz, der persönliche Schutz der Einsatzkraft, gerade bei solchen Einsätzen, eine hohe Priorität: Die Einsatzkleidung, der Helm, die Jacke, die Hose, die Stiefel, sie schützen die Träger äußerlich, damit man sich nicht den Kopf stößt, damit man geschützt ist vor Hitze und Kälte, damit man sicheren Fußes geht und steht. Doch sie schützen nicht davor, dass einem die Beine am Boden festwachsen oder das man weglaufen möchte, wenn einen das Grauen packt und das Herz abgeschnürt wird. Helm, Jacke, Hose und Stiefel, sie schützen äußerlich, aber die Seele ist ohne Schutz. - Dem entgegen greifen dann letztendlich die bereits erwähnten Kernpunkte der „Blaulichtfamilie“, unterstützt von „Ich hebe meine Augen zu den Bergen: Woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er lässt deinen Fuß nicht wanken, er der dich behütet, schläft nicht.“ Ps 121
Ulrich Wagenhäuser, Diakon
Notfall- und Feuerwehrseelsorger