In einem seiner Briefe aus dem KZ Dachau schreibt Pater Engelmar Unzeitig: „Es erschüttert einen oft,
wenn man sieht und hört, wie die Menschen, die man trifft, trotz der Heimsuchungen, mit denen Gott an
ihr Herzenskämmerlein anklopft und sie vom Seelenschlafe aufwecken will, weiter verstockt und
verblendet dahinleben und eher verstockter und verbitterter werden. Andererseits erkennt man immer
wieder, wie nach den Lehren unserer heiligen Religion, all die Rätsel und Schwierigkeiten, die anderen so
zu schaffen machen, so schön gelöst werden und uns so viel Trost und Freude zuteil wird.“
Fast ist man versucht, wenn man diese Worte hört, den harten Hintergrund des Lebens oder Überlebens
im KZ zu vergessen, vielleicht kommen sie einem etwas weltfremd vor. Aber gerade in seinem Leben, im
grausamen Alltag des KZ empfand Pater Engelmar den Trost und die Freude seines Glaubens, und
gerade diesen Glauben wollte er ja verkünden. Er war Mariannhiller geworden, weil er als Missionar in
die Welt hinausgehen wollte. Und nun wirkte er als Missionar im KZ und konnte anderen den Trost des
Glaubens, und die Freude an Gott weitergeben. In einer Lebenssituation, in der viele sich nur auf sich
selbst zurückgezogen hatten, um ihr eigenes Überleben in Not und Leid zu sichern, war Pater Engelmar
noch fähig, das Leid anderer zu sehen und mit den Möglichkeiten zu antworten, die er hatte. Es ist schon
ein Zeichen großer Nächstenliebe als gedemütigter Gefangener im KZ, im Gebet nicht nur an sich selbst
zu denken, sondern andere mit einzubeziehen. Seine innere Haltung war geprägt von dem Wort des
Evangeliums, segnet die, die euch hassen; betet für die, die euch verfolgen.
Es gibt viele Situationen, die uns immer wieder fragen lassen. „Warum lässt Gott das zu?“ Eine Frage,
auf die es keine andere Antwort gibt als im Glauben. Ein Glaube, der Tat werden will, und der in Liebe
antwortet, auch in der Umgebung von Hass und Gewalt im dritten Reich. Auch in unserer Zeit des
Wohlstands und des Profitstrebens müssen wir uns bemühen die Gleichgültigkeit und Vergnügungssucht
zu überwinden. Der Glaube kann dann wieder Ordnung in unsere Herzen bringen. Auch wenn ich selbst
gefesselt bin, in meiner Selbstsucht oder in anderen Arten von Sucht und Abhängigkeit, bleibt das Wort
Gottes doch frei und hat die Kraft Fesseln zu durchbrechen. Es ist eine Freiheit, die auch uns in unserem
Alltag tragen kann. Verdienterweise wird Pater Engelmar nun am 24. September 2016, im Hohen Dom zu
Würzburg, seliggesprochen.