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Wort zum Wochenende

Hinsehen, wen Gott uns für aufbewahrt hat

An den Taten erkennt man die Christen und nicht an den Worten, so Bischof Dr. Franz Jung

Hinsehen, wen Gott für uns aufbewahrt hat

Als Martinus nichts außer den Waffen und dem einfachen Soldatenmantel bei sich hatte, begegnete er einmal mitten im Winter, der von so außergewöhnlicher Härte war, dass viele vor lauter Kälte starben, am Stadttor von Amiens einem nackten Armen. Dieser bat die Vorbeigehenden um Erbarmen. Doch alle liefen an dem Elenden vorüber. Da erkannte Martinus, ganz gotterfüllt, dass der Arme, dem die anderen keine Barmherzigkeit schenkten, für ihn aufbewahrt sei.“

So lautet im Original die Schilderung der Szene der Mantelteilung, durch die Martinus zur Ikone tätiger Nächstenliebe wurde. Martinus merkte, dass der Arme „für ihn aufbewahrt sei“. Eine bemerkenswerte Feststellung. Es heißt nicht, weil alle anderen vorübergingen, sei auch er vorbeigegangen – wie es so oft der Fall ist. Sondern obwohl alle anderen vorübergingen, blieb er stehen. Obwohl alle anderen wegschauten, sah Martinus hin. Dieses Hinsehen führte ihn zur Erkenntnis, dass Gott ihn auserwählt hat, sich dem Armen zuzuwenden. Gegen die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ setzte Martinus ein Zeichen des Mitgefühls. Übrigens: Wen hat Gott für mich aufbewahrt? Und wem müsste ich helfen, gerade weil andere nichts tun?

Lächerlich habe sich der Elitesoldat Martinus gemacht, heißt es weiter. „Von den Umstehenden fingen etliche zu lachen an. Denn mit dem halben Mantel sah er recht kümmerlich aus.“ Martius ließ sich vom Urteil der Menge jedoch nicht beirren. Wer das Evangelium ernst nimmt, macht sich in den Augen der Welt immer lächerlich. Das sollte aber nicht davon abhalten, dem Anruf Gottes Folge zu leisten.

Ein Letztes. Martinus war Katechumene, das heißt ein Taufbewerber. Noch bevor er eine Einführung in den christlichen Glauben erhalten hatte, handelte er, wie Christen handeln. Erst kommt das Tun, dann das Verstehen. Learning by doing. Im Handeln begreift er, was der Glaube an die Menschwerdung des Gottessohnes bedeutet. Denn im Armen offenbart sich ihm Christus, der als Mensch selbst ein Armer wurde. Wer den Armen hilft, hilft Gott. Das Licht, das Martinus damals aufging, tragen wir bis heute in unseren Lampions beim Martinszug durch unsere Straßen. An den Taten erkennt man die Christen und nicht an den Worten. Gebe Martinus, dass wir seinem Beispiel folgen. Denn der Winter steht vor der Tür und kalt wird es für viele Menschen in diesem Jahr auch werden. Zeit zu handeln!

Bischof Dr. Franz Jung