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Grenzen überschreiten

Pfarrer Alfred Kraus ist froh, dass den Flüchtlingen in Würzburg mit großer Herzlichkeit begegnet wird. Mehr...

Grenzen überschreiten

Grenzen werden gezogen, um sich zu schützen. Doch oft bewirken sie Unmenschliches. Angst vor dem Fremden; Unsicherheit, wer da auf uns zukommt; Unbeholfenheit, wie wir ihnen begegnen sollen; Sorge, ob wir das schaffen, ob wir gar etwas von unserem Wohlstand aufgeben müssen und ob es gelingt, all die vielen verschiedenen Menschen in Frieden zu integrieren. – Ich gebe zu, dass ich solche Gedanken und Gefühle nicht nur bei anderen wahrnehme. Ja, diese Fragen müssen ernsthaft geprüft werden. Doch frage ich mich auch: Trauen wir uns - auch als Christen - so wenig zu? Haben wir so wenig Mut und Vertrauen in uns und in den Glauben an Gott, der uns mit Liebe und Kreativität begabt, dass wir uns den Herausforderungen des Lebens stellen?

Das Evangelium (Markus 7,31-37), das vor kurzem im Gottesdienst gelesen wurde, lässt mich aufhorchen: Jesus hat die Grenzen seiner jüdischen Heimat überschritten. Er wandert östlich des Sees Genezareth im heutigen Syrien. Das ist Ausland für einen Juden. Dort leben Heiden. Und man macht sich „unrein", wenn man mit ihnen verkehrt. Man weiß ja schließlich nie, mit welch verwerflichen Gedanken und Sitten sie einen anstecken oder gar vom Glauben abbringen könnten! Man weiß ja nie, was einem in der Begegnung mit ihnen passieren kann!

Jesus überschreitet noch eine Grenze: Er berührt den „unreinen" Heiden, der „nicht hören und nur mit Mühe reden kann". Er hat keine Angst, sich zu infizieren mit irgendetwas Schädlichem. Schließlich ist Jesus überzeugt: Es ist Gottes Wille, dass der Mensch heil wird, egal ob Jude oder Grieche oder Syrer oder Deutscher; egal ob Christ oder Moslem oder Atheist. Es ist Gottes Wille, dass alle von Seiner Liebe berührt werden. Gottes Liebe kennt keine Grenzen. Gottes Liebe ist flexibel. So ereignet sich das Reich Gottes: Menschen begegnen sich und haben Gemeinschaft miteinander.

Ich bin froh, dass ich Ähnliches heute in Deutschland erleben kann. Mit großer Herzlichkeit werden Flüchtlinge begrüßt und unterstützt, auch hier in Würzburg. Ich meine: Das steht Christen im Sinne Jesu gut zu Gesicht: nicht mit Panik, schon gar nicht mit Hass, sondern mit Mut, mit Zuversicht und mit einem weiten Herzen den Menschen zu begegnen, die sich mit dem Mut der Verzweiflung auf den Weg in eine neue Zukunft gemacht haben.

Nicht Grenzen bauen, sondern Grenzen überschreiten: So ereignet sich das Reich Gottes, wie Jesus es verkündet und begonnen hat mit seinem Wirken.

Alfred Kraus, Pfarrer in Rottenbauer und Heuchelhof