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Gott als "Lückenbüßer"

Pater Fritz Vystrcil, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft St Barbara und Unsere Liebe Frau meint, alles hat seinen Sinn. Mehr...

In der Ordensgemeinschaft der Redemptoristen, der ich angehöre, diskutierten wir vor einiger Zeit über „Geistliche Zentren“. Das sind Orte, die Glaubenserfahrungen ermöglichen sollen. Einige haben diese Diskussion ein wenig karikiert. Wir kamen auf die (natürlich nicht ernste) Idee, ein „Geistloses Zentrum für sinnfreie Lebensgestaltung“ zu gründen. Dazu brauchten wir ein Programm. Doch konkrete Inhalte – das war nicht mehr sinnfrei. Vorsätzlich etwas Sinnfreies zu tun, ist schwer, weil allein schon der Vorsatz Sinn unterstellt.

Ich behaupte, dass der Mensch von seiner Natur her gar nicht anders kann, als in allem einen Sinn zu suchen. Beobachten Sie sich einmal selbst: Sobald man etwas sieht, versucht man es zu erkennen, ihm einen Sinn zu geben. Eine Figur oder ein Bild – was stellt es dar, was sagt es mir? Oder eine Ansammlung von Buchstaben – ergeben sie ein sinnvolles Wort oder gar einen Satz, mit einer sinnvollen Aussage?

So wie wir unwillkürlich einordnen, was wir sehen, so tun wir das auch mit dem, was sich um uns herum ereignet und uns direkt betrifft. Solange darin ein Sinn zu finden ist, sind wir im Normalfall zufrieden. Es gibt allerdings eine Menge Dinge in der Welt und in unserem Leben, die sich einer sinnvollen Deutung verweigern oder entziehen, bei denen einfach die Erklärung und das Verstehen fehlen. Hier griff man in der Vergangenheit oft genug auf das zurück, was z.B. bei den Christen Gott genannt wird. Vor allem bei der Betrachtung der Natur wurde Gott gern als „Lückenbüßer“ verwendet – mit der Konsequenz, dass jedes von Naturwissenschaftlern gelöste Rätsel diesen Gott scheinbar entbehrlicher macht.

Es ist einfacher, mit ungelösten Rätseln der Natur zu leben, als mit den Ereignissen umzugehen, die unser Leben viel tiefer betreffen und angreifen: Katastrophen, Leid, Tod, um nur einiges zu nennen. Die Frage nach dem Sinn steht somit im Raum. Es gibt – wenn überhaupt – keine einfachen Antworten.

Der Glaube an Gott bedeutet für mich, nicht auf alles eine Antwort zu haben, sondern darauf zu vertrauen, dass ich selbst nicht alles wissen muss. Es gibt da jemand – nicht etwas! – , einen Gott, der über alles „Warum“ und „Wieso“ Bescheid weiß. Eine Sache ist nicht deshalb sinnlos, nur weil ich den Sinn nicht erkenne. Ich gestehe, dass mir das selbst nicht immer leicht fällt. Auch ich reibe mich an mancher Sinnlosigkeit. Aber ich bin überzeugt, dass nichts auf dieser Welt, nichts in unserem Leben sinnlos ist. Vielmehr: Alles hat seinen Sinn.

P. Friedrich Vystrcil C.Ss.R., Pfarrer