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Kreuzigungsgruppe am Kreuzberg in der Rhön
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Glaube hat nichts mit Leistung zu tun

Auch Schwächen und Schwache müssen in unserer Welt ihren Platz haben, sagt Pfarrer P. Fritz Vystrcil.

Immer mal wieder treffe ich auf Gruppierungen, bei denen gern erzählt wird, was jeder kann und tut, und wie toll alles sei. Ich fühle mich dabei leicht unbehaglich. Bei einem ehrlichen Blick auf mich sehe ich, dass bei mir eben nicht alles toll ist und dass ich auch nicht so viel kann. Natürlich gebe ich das in diesem Moment nicht zu, und tue so, als ob alles wunderbar ist.

Erfolg und Anerkennung sind in unserer Zeit wichtig. Für Schwächen und Unvollkommenheiten gibt es keinen Platz. Sie werden verborgen und zugedeckt. Es kostet viel Kraft, diese Fassade aufrecht zu erhalten.

Ich erlebe es als befreiend, auch einmal darüber zu reden, was mir nicht gelingt und dabei eigene Schwächen einzugestehen. Das bewirkt, dass auch andere den Mut finden, sich zu öffnen. Sie können aufatmen, es ist Schluss mit dem Theaterspiel. Die Kräfte, die einer bisher für die Fassade benötigt hat, werden frei. Der Druck, scheinbar schlechter als andere zu sein, weicht. Jeder Mensch hat seine Unvollkommenheiten, das gehört zum Menschsein.

Zum Menschsein gehört auch, dass er nach Gemeinschaft sucht. Eine Gemeinschaft braucht einen Mittelpunkt, ein gemeinsames Interesse, ein gemeinsames Ziel. Jede Religion hat ein solches Zentrum. Christen sind untereinander verbunden durch den Glauben an Jesus Christus.

Jede Religion richtet sich auf etwas aus, das vollkommen ist. So entsteht im religiösen Leben eine Spannung zwischen der göttlichen Vollkommenheit und der menschlichen Unvollkommenheit.

Die Forderung nach einer Vollkommenheit, die für Menschen einfach nicht erreichbar ist, gab es in der Vergangenheit leider auch im Christentum. Das war nicht weit weg von der heutigen Überforderung der Gesellschaft durch einen allgegenwärtigen Leistungsdruck.

Glaube darf aber nichts mit Leistung zu tun haben. Mein Bemühen als Seelsorger in der Verkündigung ist es, meine Mitchristen zu ermutigen, auch zu ihren Schwächen zu stehen. Das bedeutet nicht, alles zu entschuldigen. Ich erlebe es als große Hilfe für einen Menschen, ihn zu der Einstellung zu bringen, dass er so sein darf, wie er ist – aber nicht so bleiben muss.

Eine christliche Gemeinde besteht nicht aus vollkommenen Mitgliedern, sondern aus Menschen, die um ihre Schwächen wissen und sie annehmen. Es geht nicht um Erfolg und Leistung. Einer Welt, die immer mehr vom Konkurrenzdenken beherrscht wird, halten die Christen den Wert der Gemeinschaft entgegen, in der auch Schwächen und Schwache ihren Platz haben.

P. Friedrich Vystrcil, Pfarrer