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Wort zum Wochenende

Fasten? - Fasten!

Viele Formen des Verzichts tun mir selbst gut, öffnen mich für den Nächsten, zum Segen für meine Umwelt und öffnen zugleich auch den Blick auf das Leben, so Priesterseelsorger Werner Vollmuth

Fasten? - Fasten!

Na, haben Sie sich einen Vorsatz gefasst für die Fastenzeit oder haben Sie es gleich sein lassen? Zu Neujahr haben Sie vielleicht auch schon nach einer Woche aufgegeben? So ist das vielfach bei Menschen, wenn neue Zeitabschnitte anfangen. Wir haben es ja ernsthaft vor. Aber es ist halt nicht so einfach.

Mit unserer christlichen Fastenzeit ist das ja auch so eine Sache, da haben es andere Religionen scheinbar leichter, da ist alles klarer geregelt. Bei uns Christen muss man/frau selbst entscheiden, wie jemand diese Zeit gestalten will. Früher war das allerdings einfacher, da hat man nur von Verzicht geredet. Auch ich dachte, je größer der Verzicht, je schwerer das 'Opfer', je mehr es mich an Überwindung kostet, umso besser und wertvoller. Inzwischen habe ich erkannt, dass Fasten nicht um des Fastens willen sinnvoll ist, vielmehr sollte es mir helfen, bewusster zu leben und zu lieben. Das Hauptgebot der Liebe ist das entscheidende auch beim Fasten.

Was hilft mir, mich selbst besser anzunehmen und zu lieben? Was hilft mir, zu einem erfüllteren, gesünderen Leben zu finden? Da kann sehr wohl der Verzicht eine Rolle spielen, wenn ich etwa auf schädliche Genussmittel verzichte, wenn ich bewusster mit dem Essen umgehe, also eher nicht so zwischendurch, sondern nur zu den entsprechenden Mahlzeiten esse. Da könnte ich auch mal so etwas wie ein Heilfasten machen, womöglich sogar in fachlicher und spiritueller Begleitung.

Was hilft mir, meine Mitmenschen mehr zu lieben und es konkret auch zu zeigen? Da kann auch der Verzicht eine Spur sein, wenn ich eingespartes Geld Notleidenden zukommen lasse. Da könnte ich natürlich auch auf meine Umgangsweise mit meinen konkreten Nächsten meine Aufmerksamkeit lenken, indem ich schon mal meine Gedanken über andere kultiviere, mehr Wert lege auf einen freundlichen Umgang auch mit jenen, die mir bisweilen das Leben schwer machen.

Was hilft mir, Gott mehr und bewusster zu lieben? Der bewusstere Blick auf mich selbst und auf meinen Nächsten ist da schon ein guter Weg, schließlich darf ich darauf vertrauen, dass Gott mir Gutes will. Ihn darüber hinaus bewusst in meinem Alltag wahrnehmen, ihn entdecken in den kleinen alltäglichen Erfahrungen und Begegnungen, das ist ein guter Weg. Mir aber auch Zeit zu nehmen zum Innehalten in Gebet und im Lesen und Betrachten seines Wortes, eröffnet mir zugleich auch Zeit zur Ruhe und zu Besinnung.

Wenn ich so einen bewussten Weg durch die Fastenzeit zu gehen versuche, erfahre ich, wie alles im Grunde ineinander greift. Viele Formen des Verzichtes tun mir selbst gut, öffnen mich für den Nächsten, werden zum Segen für meine ganze Umwelt und öffnen zugleich auch den Blick auf das Leben, das zu feiern wir am Ende der Fastenzeit an Ostern besonders eingeladen sind. Ich wünsche uns allen gute Erfahrungen mit uns selbst und miteinander.

Werner Vollmuth, Priesterseelsorger der Diözese Würzburg