Menschen, die alles richtig machen oder machen wollen, werden ...
Wie würden Sie diesen Satz fortsetzen?
Ich habe ganz unterschiedliche Antworten bekommen, wie dieser Satz ergänzt werden könnte.
Vielleicht ist auch Ihre Idee dabei.
Menschen, die alles richtig machen oder machen wollen, werden zufrieden sein.
... werden stolz auf sich sein.
... werden anerkannt.
... müssen keine Angst vor Kritik haben.
...
Fast immer waren die Antworten positiv.
Ein erfahrener geistlicher Begleiter formuliert diesen Satz allerdings ganz anders zu Ende. Er sagt: „Menschen, die alles richtig machen oder machen wollen, werden hart oder grausam.“
Mich hat dieser Satz getroffen.
Schließlich habe ich gelernt, dass es gut ist, wenn ich mich anstrenge und Fehler vermeide. Und ich versuche, danach zu leben.
Auch in der Bibel stehen Geschichten von Menschen, die alles gut und richtig machen wollen. Ich denke dabei an die Geschichte von Jesus und der Ehebrecherin. Männer, die genau wissen was gut und richtig ist, bringen eine Frau zu Jesus, die beim Ehebruch ertappt wurde. Sie wollen, dass die Frau gesteinigt wird, denn so steht es im Gesetz. Wie brutal denke ich. Aber wollen diese Männer nicht auch nur alles gut und richtig machen? Hier bewahrheitet sich der Satz, dass Menschen, die alles gut und richtig machen wollen hart und grausam werden.
Und wie reagiert Jesus in dieser Geschichte? Er lässt sich Zeit, denkt nach und schreibt auf die Erde. Er fordert die Menschen auf nur dann den ersten Stein zu werfen, wenn sie selbst ohne Schuld sind. Die Männer gehen einer nach dem anderen. Jesus beschönigt die Schuld der Frau nicht, aber er verurteilt sie auch nicht. Er sieht nicht nur das Gesetz, sondern in erster Linie die Menschen und geht mit Liebe auf die Menschen zu. Auch Jesus versuchte vermutlich sein Leben gut und richtig zu leben. Aber ihm ging es nicht um Selbstgerechtigkeit, sondern um Liebe.
Vielleicht könnten wir von Jesus lernen und die Liebe in den Mittelpunkt stellen.
Das heißt für mich, einfach mal zuhören, ohne die perfekte Antwort zu wissen.
Oder jemanden zu einer Tasse Kaffee einladen – selbst wenn die Wohnung nicht picco bello aufgeräumt ist.
Das Leben wird viel weicher, wenn nicht alles perfekt sein muss und die Liebe im Vordergrund steht.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen Tag voller Liebe, an dem Sie auch einmal „fünf gerade sein lassen“ können.
Die Autorin Roswitha Spenkuch ist Gemeindereferentin in der Pfarreiengemeinschaft Sanderau, Würzburg