Warten nervt!?
Es ist jedesmal das Gleiche! Egal welche Warteschlange ich im Supermarkt auch wähle, es ist mit Sicherheit die langsamste. Wenn ich einen wichtigen Termin habe, dann ist der Verkehr natürlich viel dichter und ich gerate unter Zeitdruck. Und wenn ich zum Arzt gehen muss, dann sitzt im Wartezimmer ein gefühlter Praxisrekord an weiteren Patienten. Und dann heißt es jedes Mal genervt: warten, warten, warten. Es macht sich dann oft das Gefühl der verlorenen Zeit breit. Ich könnte ja derweil etwas Sinnvolleres oder Wichtiges tun, als nur zu warten und gelangweilt auf meinem Smartphone rumzuspielen. Es baut sich so ein innerer, unangenehmer Druck auf. Warten nervt!
Da drängt sich natürlich der Gedanke auf: haben wir eigentlich verlernt zu warten und mit der Zeit, die wir gerade haben, sinnvoll umzugehen, vor allem wenn wir sie anders als erwartet oder gewünscht verbringen müssen? Die Zeit ist ja immer da und wir leben körperlich gesehen immer nur im Jetzt, während unser Kopf sich fast ausschließlich in der Zukunft oder der Vergangenheit befindet oder einfach nur vor sich hin blubbert. Die Zeit ist immer gleich, nur ihre Bewertung nicht. Bei den Mönchen heißt es: gehe in deine Zelle und die Stille lehrt dich alles. Das ist für uns heutige Menschen undenkbar. Einmal gar nichts zu tun, aber auch wirklich gar nichts ist für die meisten unerträglich. Wir können einfach nichts mehr mit uns selbst anfangen, das heißt mit unserem Inneren, unseren tieferen Gedanken, mit der Stille. Wir sind im ständigen Tun regelrecht gefangen.
Der Advent ist ja bekanntlich eine Wartezeit, eine Wartezeit auf die Feier der Geburt Jesu. Sie lädt uns ein, uns wieder mit unserem Inneren zu beschäftigen, mit den wirklich wichtigen Dingen in unserem Leben und mit Gott und dem Sinn des Ganzen. Das kann ich aber nur, wenn ich äußerlich und innerlich zur Ruhe komme. Einmal eine Stunde "zeitlos" ohne irgendeine Ablenkung da zu sitzen, wäre doch mal ein guter Test dafür, ob ich es schaffe, ein bisschen von dieser Ruhe zu spüren und sie einzuüben. Und diese Ruhe tut gut und: sie lässt sich wunderbar in unsere ungewollten Wartezeiten einbauen, ganz ohne zu nerven!
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viele Gelegenheiten, diese Ruhe und die Zeit mit sich selbst zu genießen und über Gott und die Welt mal richtig nachzusinnen!
Diakon Winfried Langlouis, Röttingen