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Kreuzigungsgruppe am Kreuzberg in der Rhön
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Eine Ahnung von Ewigkeit

Pastoralreferentin Brigitte Hofstätter erzählt von ihren Erfahrungen auf Exerzitien und einem Moment von Ewigkeit. Mehr...

Ganz ehrlich, manchmal brauche ich das: eine Auszeit, eine Zeit zum Durchschnaufen, einfach einmal nichts.

Johann Baptist Metz hat den Satz geprägt: „Unterbrechung ist die kürzeste Definition von Religion. „Weil das so ist, gönne ich mir einmal im Jahr eine Woche der Unterbrechung, Exerzitien genannt. Exerzitien sind dazu da, Gott zu suchen und zu finden in allen Dingen des Lebens. Schriftbetrachtung gehören zu diesen Exerzitien dazu, Gebet und durchgängiges Schweigen.

„Eine Woche, Schweigen, das hältst du doch nie durch!“ wird oft zu Teilnehmern von Exerzitien gesagt. Doch gerade dieses Schweigen ist unendlich wohltuend. Kein Buch, kein Smartphone, kein Fernseher, keine Gespräche, nichts lenkt ab. Dieser Verzicht ist jedoch kein Selbstzweck. Denn er führt zu einer Aufmerksamkeit des Herzen, die Dinge fangen an zu reden, offenbaren sich in ihrer Tiefendimension.

Von einer besonderen Exerzitienerfahrung möchte ich Ihnen erzählen.

In der Exerzitiengruppe hatten wir zusammen das Schriftwort betrachtet: „Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben“. Mit diesem Schriftwort im Herzen wanderte ich an der Tiroler Ache entlang, auch auf der Suche nach einem Meditationsbänkchen. Doch weit und breit war keine Bank zu finden. Schon wollte ich aufgeben. Plötzlich findet sich mitten im Niemandsland ein Stuhl, wie von Zauberhand hingestellt. Diesen Stuhl platziere ich an einem besonderen Platz an der Tiroler Ache. Zwei Bächlein, deren Wasserläufe sich immer wieder berühren, doch dann auch wieder nicht, fließen dort in die Tiroler Ache. Zwischen diesen beiden Bachläufen bildet sich eine Sandbank, ein wunderbarer Ort, um zu meditieren! Jetzt schaue ich eine Dreiviertelstunde schweigend die beiden Bäche und den Fluss. Ganz tief in mir steigt eine Ahnung von Ewigkeit auf. Das Geschaute wird zu einem Sinnbild für mein Leben, für das Leben überhaupt. Mein Leben selbst wird zum Bach, der in den Fluss des Lebens hinein fließt. Mein Leben ist in diesem Fluss geborgen, egal, ob ich mit meinen Tun oder Lassen Erfolg habe oder auch nicht. All mein Scheitern und Gelingen sind nicht sinnlos, sondern im Fluss des Lebens aufgehoben. Eine tröstliche Ahnung von Ewigkeit erfüllt mich.

Dann breche ich wieder auf, um rechtzeitig bei der Exerzitiengruppe zu sein. Unterwegs denke ich: „Jetzt möchte ich noch eine Versteinerung finden, um diesen Moment der Ewigkeit festhalten zu können!“ Schnell verwerfe ich diesen Gedanken als abwegig, da ich mich nun doch sehr beeilen muss, um rechtzeitig zum Gebet in der Kapelle zurück zu sein. Den Wunsch nach einer Versteinerung habe ich vergessen.

Doch dann kommt am Ende der Exerzitien eine Frau vorbei.

Am Beginn meiner Exerzitien hatte ich beobachtet, wie ein Mann ein Auto beschädigt hatte. Ich befestigte einen Zettel an der Windschutzscheibe des beschädigten Autos und stellte mich als Zeugin zur Verfügung.

Jetzt steht die Frau vor mir, erzählt, dass sie nur eine sehr geringe Rente hat und ohne meine Intervention nicht gewusst hätte, wie sie die Kosten für die Reparatur ihres Autos hätte aufbringen können.

Sie überreicht mir eine riesigen Stein, der von ihrem Herzen gefallen ist, als sie meinen Zettel gelesen hatte. Dieser Stein ist eine Korallenkalkversteinerung, Obertrias Rhät, ca. 200 bis 229 Millionen Jahre alt. Die Versteinerung liegt in meinem Arbeitszimmer und erinnert mich an den Moment der Ewigkeit an der Tiroler Ache.

Mehr noch! Dank meiner Auszeit in Unterwössen trage ich diese Ahnung von Ewigkeit unverlierbar in meinem Herzen.

 

Brigitte Hofstätter ist Pastoralreferentin in der Pfarreiengemeinschaft St. Albert und St. Jakobus in Würzburg