Ein Ein Raum der Weite und Freiheit
Erinnern sie sich noch an die Truman Show? An jenen Film mit Jim Carrey in der Rolle des Titelhelden, der - ohne es zu wissen - Star einer Seifenoper ist? Die Welt, in der Truman lebt, ist eine künstlich erbaute Kleinstadt, ein Filmstudio unter einer riesigen Kuppel. Sein Leben verläuft streng nach Drehbuch. Alle Menschen, mit denen er zu tun hat, sind Schauspieler. Seine Stadt ist umgeben von einem künstlichen Meer und dichtem Wald. Sein ganzes Leben lang ist Truman nicht aus ihr herausgekommen. Aber eines Tages will er wissen, was jenseits der Ortsgrenzen ist. Er überwindet seine Angst, steigt in ein Boot und fährt aufs offene Meer hinaus. Schließlich rammt sein Boot den künstlichen Horizont an der Außenwand des Studios. Hier findet Truman eine Treppe, geht sie hinauf und öffnet die Tür zur Außenwelt. Er steht an der Schwelle: Wagt er den Schritt oder nicht?
Am Palmsonntag wird in vielen evangelischen Kirchengemeinden Konfirmation gefeiert. Jugendliche, um die 14 Jahre alt, werden gesegnet und gestärkt. Wie Truman so stehen auch sie an einer Schwelle. Sie sind keine Kinder mehr, aber auch noch keine Erwachsenen. Viele Grenzen haben die Eltern ihnen bisher gesetzt, doch nun wandeln sich diese immer mehr in Freiheiten. Wie Truman machen sich die Konfis auf in das eigenverantwortliche Leben.
Freilich ist dieser Übergang eher eine Schwellenphase als ein punktuelles Ereignis. Eine Phase mit ganz individueller Dauer. Gut, dass die Jugendlichen dabei begleitet werden. Von ihren Familien, FreundInnen und im Konfi-Kurs.
Zugegeben: Nicht wenige, die an ihre Konfi-Zeit zurückdenken, erinnern sich mehr an endloses Auswendiglernen, strenges Abfragen, kurz an Religion als etwas Einengendes - streng nach Drehbuch. Dabei sollte doch genau das Gegenteil der Fall sein: Religion – und damit auch der Weg zur Konfirmation – als ein Raum der Freiheit, des gemeinsamen Suchens und Fragens: als Raum des Vertrauens. Denn darum geht es doch: gemeinsam entdecken, dass es – anders als bei Truman – kein vorgefertigtes Lebensdrehbuch für mich gibt und auch niemand das Recht hat, mir eines vorzugeben. Wirklich niemand. Auch Gott legt uns nicht fest. Vielmehr eröffnet er uns echten Lebensraum, den wir im Vertrauen auf seine Begleitung in aller Freiheit betreten und gestalten dürfen. Dies gemeinsam zu erfahren und aus unserer christlichen Perspektive zu deuten, darum geht es im Konfi-Unterricht und bei der Konfirmation.
Am Ende des Films dreht Truman sich um, winkt in die Kamera und betritt zum ersten Mal die echte Welt. Ich wünsche allen KonfirmandInnen und Firmlingen – und nicht nur ihnen, dass sie ebenfalls diese(n) mutigen Schritt(e) tun und dabei den