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Wort zum Wochenende

Die Treppe nehmen

Oft ist der Wunsch nach einem Fahrstuhl da, so Pfarrer Klaus Betschinske.

Vor einiger Zeit habe ich ein Wort in einem Mitteilungsblatt gelesen, das mich seit dem nicht mehr loslässt. Dort hieß es: "Es gibt keinen Fahrstuhl zum Glück - man muss die Treppe nehmen."

Warum "zum Glück"? Ein Fahrstuhl im Haus ist doch sehr angenehm. Man ist schnell und bequem am Ziel. Das lästige Treppensteigen entfällt. Gerade, wenn man älter wird, weiß man den Fahrstuhl zu schätzen.

Auch, wenn man jünger ist: ein höheres Haus, kein Fahrstuhl da, das ist ärgerlich. Also muss man die Treppe nehmen. Obwohl, die Treppe ist gesund, wenn man sie noch gehen kann und es nicht zu viele Stockwerke sind. Aber irgendwie kann man sich es auch einteilen. Doch häufig muss alles schnell gehen! Man hat keine Zeit!

Oft ist der Wunsch nach einem Fahrstuhl da, er ist schließlich wesentlich schneller und bequemer. Das mühevolle und zeitraubende Treppensteigen entfällt. Knöpfchen drücken und schon geht’s los. Schnell bin ich z.B. im 4. Stock - aber oft zu schnell! Wieso zu schnell?

Meine Gedanken sind noch bei dem letzten, wo ich war, bildlich gesprochen im Erdgeschoss.

Dann vom 4. Stock wieder in den Fahrstuhl - und ab in ein anderes Stockwerk. Und wo bin ich - und meine Gedanken?

Manchmal ist es gut, sich Zeit zu nehmen für sich selbst, zum Umschalten, eben die Treppe zu nehmen, nicht zu schnell zu springen. Manche nennen das "Entschleunigung", ich nenne das Schritt für Schritt, wie bei einer Treppe Stufe für Stufe zu nehmen, erst einmal Schritt für Schritt das Alte in Gedanken irgendwie abzuschließen oder für später beiseite zu legen - sich dafür Zeit zu nehmen - und sich dann auf das Neue, was ansteht, Schritt für Schritt einzustellen, sodass ich dann auch mit meinen Gedanken und mit meinem Innern im 4. oder im anderen Stockwerk ankomme.

Vielleicht fällt mir dann auf dem Wege auch das ein oder andere ein, das ich nicht vergessen sollte, notiere es mir zur Erinnerung oder bleibe stehen, zücke mein Handy und erledige es gleich.

Sich Zeit nehmen zum Umschalten und auch zum gedanklichen Ordnen, sich dabei bewegen, das tut gut, wenn man viel am Schreibtisch sitzt. Ja, die Treppe ist oft gesünder - auch für den Kopf.

Ich muss an mein Gemeindepraktikum im Studium denken. Der Ortspfarrer legte Wert darauf, dass er die Stühle für seinen Konfirmandenkurs selbst stellte. Dafür nahm er sich Zeit. Er sagte mir, er brauche die Zeit, um umzuschalten, das, was er gerade gemacht hat, für sich abzulegen und sich auf die Jugendlichen einzustellen.

Diese Phasen können sehr hilfreich sein - und letztlich für uns gesünder.

Man kann auch ein kleines Gebet sprechen, das Eine in Gottes Hände legen und für das Kommende bitten.

Schöne Herbsttage wünscht Ihnen,

Klaus Betschinske, evangelischer Pfarrer in Billingshausen