Seelsorger sind mit der Tatsache konfrontiert, dass Ehen bisweilen übereilt oder gar leichtfertig beendet werden. Dass aber auch Menschen, deren Ehe gescheitert ist, ihre Kirche ihnen gegenüber als hartherzig und umbarmherzig erleben, beispielsweise durch den Ausschluss von den Sakramenten, wenn sie wieder heiraten. Diesem Spannungsfeld spürten die Seelsorgerinnen und Seelsorger des Dekanates Würzburg rechts des Mains bei ihrem Studientag am 13. März 2012 in Gadheim nach. Der Referent, Dipl.-Theol. Klaus Schmalzl, erweiterte die Sichtweise aus seinem reichen Schatz an Erfahrung als Ehe-, Familien- und Lebensberater, aber auch aus seiner Tätigkeit als Diözesanrichter am kirchlichen Ehegericht. Dass viele Ehen "kampflos preisgegeben" werden, ist ein Trend unserer Zeit. Das Durchtragenkönnen von Durststrecken ist schwierig geworden. 60 % aller Scheidungen seien überflüssig. Es ist aber auch eine Frucht unserer Zeit, dass es verdammt schwer geworden ist, eine Ehe zu leben. Gründe wie befristete Arbeitsverhältnisse, die Anforderungen an Mobilität und Flexbilität tun hier ihr Übriges. Eine Scheidung ist immer der letzte Ausweg, so Schmalzl. Für Kinder stellt dies oft das Ende ihrer Kindheit dar. 60 % aller Zweitehen sind ebenfalls zum Scheitern verurteilt. Der Preis für dieses Scheitern ist ein großes Tabuthema in unserer Gesellschaft. Wiederverheiratete Geschiedene fühlen sich als "Katholiken zweiter Klasse", da sie vom "Heiligsten ausgeschlossen werden, das wir haben" (Walter Kardinal Kasper). Aufgabe unserer Gemeinden ist es, diese in ihrer Lebenssituation anzunehmen. In der orthodoxen Kirche ist nach dem Scheitern einer Ehe eine Wiederverheiratung mit dem Segen der Kirche möglich; auch wenn diese zweite Ehe nicht mehr sakramental ist. Eine "Krücke", oder positiv gesagt "Brücke", stellt die kirchliche Eheannulierung dar. Etwa 90 % aller Antragssteller sind damit erfolgreich. Klaus Schmalz ermunterte die SeelsorgerInnen, betroffenen Menschen dazu Mut zu machen. Beim kirchlichen Eheannulierungsverfahren wird geprüft, ob zum Zeitpunkt der Heirat die Voraussetzungen für eine christliche Ehe gegeben waren. In einem zweiten Teil wurde der Frage nachgegangen, wie in einer liturgischen Feier das Scheitern einer Beziehung zu Gott gebracht werden kann.

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