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Die Angst vor dem Bösen

In der Karwoche 2015 startete in der Main-Post und im Volksblatt eine neue christlich-jüdische Rubrik. "Sinn & Religion" bringt Beiträge aus katholischer, evangelischer, orthodoxer sowie jüdischer Feder. Im aktuellen Beitrag "Die Angst vor dem Bösen" setzt sich Dekan Dr. Jürgen Vorndran mit der Frage auseinander, welche Antworten der Christ auf die Frage nach dem Bösen in der Welt zu geben versucht. "Sinn & Religion" gibt es jeweils mittwochs auf der zweiten Seite des Würzburger Lokalteils und auf "main-franken-katholisch.de"

„Wir erschrecken auch über das Böse, das sich hier gezeigt hat, weil es durch keine Psychologie und durch keine Technik aus der Welt zu schaffen ist." Bundespräsident Joachim Gauck hat es am Freitag im Kölner Dom auf den Punkt gebracht: Auch in der modernen Welt werde ich keine letzte Sicherheit finden. Ich erlebe das Böse. Ich bin mit Schuld konfrontiert. Aber beides scheint nicht mehr in das Weltbild unserer Zeit zu passen. Da steht in den Gesichtern vieler Menschen ein großes Fragezeichen: „System Error. Keine Lösung möglich."

Doch der Theologe und Seelsorger Joachim Gauck hat mir auch einen Ausweg gewiesen. Er rief dazu auf, dass ich trotzdem Vertrauen schenke. Noch mehr: Ich soll das in mich gesetzte Vertrauen rechtfertigen. Mir kommt das Wort des Apostels Paulus in den Sinn: „Lass dich vom Bösen nicht besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute" (Röm 12,21). So bringt Paulus wie selbstverständlich Gott ins Spiel. Gott ist der Inbegriff des Guten. Er schafft den Menschen als freies Wesen. Also kann der Mensch sich für oder gegen das Gute entscheiden. Gott wird diese Freiheit respektieren. Damit tritt das Böse auf den Plan als Wahlmöglichkeit des Menschen. Nimmt man die Freiheit des Menschen ernst, muss man auch das Böse ernst nehmen. Im Blick auf das Böse aber sind wir Menschen immer Opfer und Täter zugleich: Wir erleiden das Böse und tun das Böse.

Der Christ fragt deswegen: Wer befreit uns vom Bösen? Wenn die Fähigkeit zum Bösen die Kehrseite der menschlichen Freiheit ist, dann ist das Böse nichts, dem Gott selbst unterworfen wäre. In Jesus Christus hat sich gezeigt, dass die Macht Gottes stärker ist als die Macht des Bösen, die bisweilen die Freiheit des Menschen vereinnahmt. Auch Jesus wurde in Versuchung geführt, Böses mit Bösem zu beantworten. Doch er wählte den Weg der Liebe, selbst als er ihn ans Kreuz führte. Gerade hier hat sich Gottes Liebe als stärker erwiesen: Das ist Ostern!

Das tröstet mich: Wer aus dem Vertrauen auf Gottes rettende Macht lebt, der muss das Böse weder verharmlosen noch aus Angst vor dem Bösen in Panik geraten. Ich kann es realistisch einschätzen. Ich kann sogar dagegen halten: Indem ich das Böse durch das Gute überwinde und Gott dabei um Hilfe bitte: „erlöse uns von dem Bösen." So beten wir in jedem „Vater unser!"

Dr. Jürgen Vorndran ist Dompfarrer, Mitglied des Würzburger Domkapitels und Dekan des Dekanates Würzburg-Stadt .