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Kreuzigungsgruppe am Kreuzberg in der Rhön
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Der glückliche Augenblick

In diesen Sommertagen werden viele Urlauber einen Berg besteigen, so Frau Margit Rotter

Der glückliche Augenblick
In diesen Sommertagen werden viele Urlauber einen Berg besteigen. Jeder, der nach einer anstrengenden Wanderung die Spitze eines Berges erreicht hat, kennt dieses be­freiende Gefühl: Die Welt liegt einem zu Füßen.
Am 6. August feierten wir Katholiken das Fest „Verklärung des Herrn". „Da nahm Je­sus Petrus, Jakobus und Johannes beiseite und führte sie auf einen hohen Berg. Und er wurde vor ihren Augen verwandelt; seine Kleider wurden strahlend weiß. Da er­schien vor ihren Augen Elija und mit ihm Mose. Petrus sagte zu Jesus: Rabbi, es ist gut, dass wir hier sind. Wir wollen drei Hütten bauen, eine für dich, eine für Mose und eine für Elija (Mk, 9,2-5).
Wie oft überkommt auch mich die Sehnsucht, dem Alltag zu entrinnen, nur begleitet von vertrauten Menschen. In solchen Situationen möchte auch ich „drei Hütten bauen", weil es gar so schön ist. Ja, es gibt sie, die uns Menschen innewohnende Sehnsucht, Momente des Glücks zu verewigen. Diesen Augenblick nennen die Grie­chen Kairos. Goethe lässt Faust sagen: „Verweile doch, du bist so schön..." und in Fußballstadien und nach rauschenden Festen singen wir aus voller Brust „So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag, der dürfte nie vergehn". Aber wir können die Augenblicke des Glücks nicht festhalten. Aus der leidenschaftlichen Liebe wird die routinierte Ehe. Der niedliche Säugling entwickelt sich zum aufmüpfigen Teenager. Die herrli­chen Sommertage werden von Tag zu Tag kürzer. Gar nichts kann festgehalten wer­den. Nichts bleibt. Und nichts kehrt so wieder zurück, wie es war. Alles, was ich ver­suche zu binden, werde ich verlieren.
Petrus, Jakobus und Johannes bauen keine Hütte auf dem Berg der Verklärung. Sie müssen hinunter vom Berg, zurück auf den Boden der Tatsachen. Aber etwas bleibt: Die Erfahrung des Augenblicks, die Erinnerung an das Glück. Dieses Feuer wärmt uns an den dunklen Tagen, an denen wir wieder im Tal angekommen sind. Das Erleb­te kann uns niemand nehmen. Es motiviert uns, gibt uns Kraft, immer wieder auf den Berg zu steigen. Dieses Wechselspiel von Höhe und Tiefe durchzieht doch unser gan­zes Leben, ist das Salz in der Suppe des Alltags.
Für uns Christen ist unser Le­ben eine Pilger­schaft auf das eine große Ziel hin. Wir ir­ren nicht planlos durch die Welt, getreu dem Motto: „Der Weg ist das Ziel". Die Er­fahrung des glücklichen Au­genblicks ist der Vorge­schmack auf das Leben bei Gott. Aber davor müssen wir noch einen anderen Berg be­steigen. Wir kommen an Golgo­tha nicht vorbei, um dann für immer in der Liebe Got­tes verweilen zu dürfen.

Margit Rotter
Leiterin des Diözesanbüros Würzburg