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Wort zum Wochenende

Der Frühling des Fastens

Die alten Hymnen der orthodoxen Kirche singen vom "Frühling des Fastens", so Erzpriester Martinos Petzolt

Der Frühling des Fastens

Von Erzpriester Martinos Petzolt

Frühling soll es endlich werden. Das sagt nicht nur unsere innere Uhr und auch die Jahreszeit, sondern ebenfalls die Kirche in der vorösterlichen Fastenzeit. Die alten Hymnen der orthodoxen Kirche singen vom „Frühling des Fastens“, der angebrochen sei. Das Fasten wird dabei in frühlingshafter Freude gesehen, als ein Aufbruch, ein Neuanfang, eine Energiequelle. Beschwingt und freudig wie ein Wettkämpfer soll das Fasten angegangen werden. Denn auch ein Sportler jammert nicht vor dem Wettkampf über die anstehenden Mühen, sondern freut sich auf die Herausforderung und die Anstrengung, obwohl sie ihm alles abverlangt. Das Fasten ist dabei durchaus sehr ernst gemeint. Heute gibt es zwar viele Ideen, einen individuellen Fastenplan aufzustellen und auf Schokolade zu verzichten oder Auto, Fernseher und Handy sparsamer zu verwenden, aber die kirchlichen Fastenregel sind seit der Antike unverändert, nämlich sechs Wochen einfach vegan zu leben. Klang das noch vor wenigen Jahren wie völlig aus der Zeit gefallen und kaum praktizierbar, ist das heute absolut trendfähig. Auch ohne religiösen Hintergrund ist Fleischverzicht und zeitweise vegane Ernährung sowohl ökologisch wie auch gesundheitlich sinnvoll. Wie leicht kann es doch sein, einfach die bewährte Tradition vieler früherer Generationen zu übernehmen und der uralten Weisheit der Kirche zu folgen, ohne ideologisch zu werden, ein neues Fasten zu erfinden oder große Diskussionen überstehen zu müssen. Mit 40 Tagen den etwas aufgerundeten zehnten Teil des Jahres zu opfern ist nicht die einzige Motivation für den Verzicht. Die positive Absicht des veganen Fastens soll sein, wenigstens eine Zeitlang den Kreislauf von Töten und Leben bewusst zu durchbrechen und so zu leben, wie das Leben im verlorenen Paradies war und im künftigen wieder sein wird. Denn so schön das üppige Essen an reicher Tafel mit Gegrilltem, Gebratenen, Gesottenen auch ist und ans Schlaraffenland denken lässt, so wenig kann es der ursprünglichen Idee der guten Schöpfung Gottes entsprechen, wenn Menschen auf die Jagd gehen müssen, um Tiere zu erlegen, oder zusammen mit Stalltieren leben, um sie anschließend zu schlachten. An die moderne Fleischindustrie soll da noch gar nicht gedacht sein. Dass es notwendig sein soll zu leben, indem man tötet, ist ein Teufelskreis, den das Fasten wenigstens eine Zeitlang durchbrechen will im Vorgeschmack auf eine harmonische, friedliche, gesunde Welt. Dabei geht es keineswegs um Verteufelung. Wer Fleisch isst, sündigt nicht, und wer fastet, ist nicht heilig. Aber wer verzichtet und fastet, tritt zumindest aus dem Kreislauf des Gewohnten heraus, geht bewusster mit dem Speisplan um und macht eine Übung der Selbstdisziplin. Und er tut nichts anderes, als so viele Generationen vorher, sogar über das Christentum hinaus bis in die Zeit des Alten Israel. Wieviel größer ist dann nach der Anstrengung des Verzichts und des Fastens die Freude auf das Osterlamm und die Ostereier, wenn der Höhepunkt des Frühlings, das Osterfest gefeiert wird.