Das Herz sagt bleib
Nun haben sich die Briten für einen Ausstieg aus der EU entschieden, es ist keine überwältigende Mehrheit, aber mehrheitlich. Wir wissen noch nicht, was diese Entscheidung letztlich alles nach sich ziehen wird. In Europa gewinnen nationalstaatliche Kräfte die Oberhand. Es ist nichts Neues in der Weltgeschichte, dass alte Bündnisse nicht mehr halten und sich neue bilden. Nationale Interessen treten immer häufiger in den Vordergrund. Das Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft ist nicht einfach und gelingt oft schwer.
Was eint uns? In Europa? In der Welt? Wo das Geld und im Blick auf uns der Euro das Erste ist, ist schnell die Hölle los. Wert und Würde des Menschen hängen nicht am Geld, sondern an der Wertschätzung des Einzelnen in seiner Einzigartigkeit. Diese Wert-schätzung gelingt am ehesten da, wo Menschen sich im Vertrauen begegnen.
In der großen wie in der kleinen Welt ist es oft zum Weglaufen. Miteinander leben, wo auch immer, ist stets mit Konflikten und Auseinandersetzungen verbunden. Zusammenleben ist immer ein Aufeinander-zugehen, ist immer geben und empfangen. Gewiss ist es manchmal so, dass „Der Kopf schreit geh, das Herz sagt bleib“ wie wir in einem Lied hören. Aufeinander-angewiesen-sein gelingt am ehesten da, wo ich nicht den Starken und Mächtigen spiele oder sein will. Wo ich von der eigenen Schwäche und Ohnmacht weiß und dazu stehe, wo ich auf das Herz höre und es spüren lasse, da kann Leben gelingen.
Die kommende Kilianiwoche ruft uns das Zeugnis der Frankenapostel in Erinnerung. Sie haben das Evangelium bezeugt, die Botschaft vom ewig treuen Gott, der gnädig und barmherzig ist, der uns in Jesus Christus sein Herz gezeigt hat. Gott läuft nicht weg, er steigt nicht aus, sein Herz schlägt immer für alle Menschen. Gott sagt: Ich bleib. Mit diesem Evangelium haben die Frankenapostel einen entscheidenden Baustein für das gemeinsame Haus Europa gelegt.
Weihbischof Ulrich Boom