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Christliches Leben in Würzburg ist bunter geworden

Gott ist des, der Heimat gibt, auch in der Fremde,den vielen Zugewanderten in Würzburg.

Ein ganz normaler Sonntag in Würzburg: Aus der Lutherkirche klingen schon Bass- und Schlagzeugklänge nach außen, während vor der Kirchentüre zwei Nigerianerinnen in ihren Sonntagsgewändern und eine deutsch-ghanaische Familie einander herzlich begrüßen. Vor der Deutschhauskirche warten schon ein paar koreanische Studentinnen mit einer Geige und anderen Musikinstrumenten darauf, dass der deutschsprachige Gottesdienst bald zu Ende ist, um vor ihrem Gottesdienst noch einmal kurz proben zu können. Im östlichen Industriegebiet verabschieden sich Christen unterschiedlicher europäischer, amerikanischer, asiatischer und afrikanischer Herkunft voneinander. Sie haben in einer ehemaligen Fabrikhalle auf deutsch und englisch Gottesdienst in einer internationalen Pfingstgemeinde gefeiert und machen Platz für den spanischsprachigen Pastor und seine lateinamerikanische Gemeinde. Drei rumänische Erwachsene sind in der Straßenbahn mit der Bibel unter dem Arm offenbar auch gerade auf dem Weg zu ihrem Gottesdienst ...

Das christliche Leben in Würzburg ist bunter geworden durch Zuwanderungen der letzten Jahre und Jahrzehnte. Nicht nur in der römisch-katholischen Kirche mit ihren muttersprachlichen Missionen oder in orthodoxen Kirchen macht sich das bemerkbar, sondern auch durch ein breites Spektrum evangelisch geprägter interkultureller Gemeinden. Schon Luther wusste ja, wie wertvoll es ist, in der eigenen Muttersprache beten, singen und die Bibel lesen zu dürfen.

Man gibt einander ein Stück Heimat und geistliche Stärkung, um im alltäglichen Umfeld deutscher Kultur und Sprache seinen eigenen Platz zu finden und einen guten Beitrag zu leisten. Das widerspricht sich nicht, sondern hängt eng zusammen. Schon viele Generationen von Zugewanderten haben erfahren, dass es ein langer Prozess sein kann, an einem neuen Ort heimisch zu werden und als 'integriert' zu gelten. Ein Weg, der oft auch von Missverständnissen, Verletzungen und Ängsten begleitet ist. Wie gut tut es da, Identität und Halt im Glauben an einen Gott zu finden, der in Christus alle Grenzen von Kultur, Herkunft und sozialen Klischees überwindet.

Das gilt übrigens genauso für die "schon länger Dagewesenen". Denn auch für sie verändert sich ja etwas durch die neue Nachbarschaft – mit welchem kulturellen oder religiösen Hintergrund auch immer. Das Zusammenleben in Vielfalt bringt neue Chancen und Herausforderungen. Die Quellen und Werte des christlichen Glaubens können dabei wieder neue Kraft und Relevanz entfalten für gemeinsame Zukunftsgestaltung. Von Anbeginn ist es ja weder für die Bibel, noch für christliche Gemeinden etwas Neues, dass Menschen und Völker in Bewegung sind. Für sie ist es Gott, der Heimat gibt auch in der Fremde, und dessen Menschenliebe dazu befähigt, in kultureller Vielfalt zusammenzuleben.

Gemeinsam haben sie Würzburg zu einer liebenswerten, weltoffenen und attraktiven Stadt gemacht – die Menschen, die hier immer schon oder schon länger einheimisch sind und solche, die neu dazugekommen sind. Dabei sind es auch Christen "aus aller Herren Länder", die in ihren Gottesdiensten jede Woche für diese Stadt und für alle ihre Bewohnerinnen und Bewohner beten.

Natürlich geschieht dies auch gemeinsam. Am heutigen Freitag (18 Uhr, St. Stephanskirche) lädt das Evang.-Luth. Dekanat Würzburg zusammen mit vielen evangelischen Gemeinden unterschiedlicher Herkunft zu einem mehrsprachigen Internationalen Gottesdienst ein. Dieser steht unter einem Wort aus dem 133. Psalm: "Siehe, wie fein und lieblich ist's, wenn Geschwister einträchtig beieinander wohnen!". Geschwister – genau wie Menschen, die in derselben Stadt wohnen – haben sich einander nicht ausgesucht. Aber sie können sich aussuchen, ob sie miteinander oder gegeneinander leben wollen.

Markus Hildebrandt Rambe, Pfarrer (Projektstelle "Interkulturell Evangelisch" der Evang.-Luth. Kirche in Bayern, München)