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Kreuzigungsgruppe am Kreuzberg in der Rhön
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Begegnungen suchen

Nicht den Splitter im Auge des Nächsten suchen, sondern meinen eigenen Balken sehen, rät Schwester Magdalena Wenig.

Im Lukasevangelium des heutigen Tages lesen wir: Was siehst du den Splitter im Auge deines Nächsten und den Balken in deinem Auge nimmst du nicht wahr? Wie kannst du sagen: Halt still, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge und sieh dann zu, dass du den Splitter aus dem Auge deines Nächsten ziehst!

Immer wieder erfahre ich, dass mir zur rechten Zeit der Bibeltext zugemutet wird, der genau der Richtige ist, der mich neu aufrüttelt und mich aufmerksam macht, dass meine Haltung irgendwie eingefahren ist und ich meine Mitmenschen dafür verantwortlich mache.

Kennen Sie den Balken der Bequemlichkeit? Oder den Balken: Sollen sich doch die Anderen engagieren? Mir sind diese vertraut und es gibt noch viele mehr! Als die Flüchtlingswelle begonnen hat, habe auch ich mich eingesetzt: Dienst bei der Kleidersortierung des Caritasverbandes, Kontakt zu den Jugendlichen im Waldhaus und zu Familien im Reuterhaus, u.ä. Und so nach und nach schleicht sich dieses Engagement aus meinem Terminkalender. Sollen doch die Anderen!

Durch die Auseinandersetzung mit dem heutigen Bibeltext fühle ich mich neu erinnert und aufgerufen, dass die Fremden unter uns das Recht haben, dass ich mich zuverlässig engagiere und ihnen regelmäßig und offen begegne. Erst durch beständige Begegnung entsteht Vertrauen und dieses ermöglicht den Weg zu einer gemeinsamen Zukunft. Auch wenn ein Teil unserer Politiker mir einreden wollen, dass eine gute Integration und damit ein gelungenes Miteinander wohl kaum möglich sein wird, bin ich der festen Überzeugung, dass unser wohlhabendes Deutschland dieser Anforderung gewachsen ist. Uns kann es gelingen, wenn wir in den Menschen, die als Migranten und Flüchtlinge zu uns kommen, lernen unseren Nächsten zu sehen. Uns kann es gelingen, wir hinhören auf die Geschichten und Lebenswege und uns berühren lassen von erlebtem Verlust, von der Not der Flüchtlinge, von den Schwierigkeiten des Neuanfangs in der Fremde. Uns kann es gelingen, wenn wir unsere Hände öffnen für Gesten des Willkommens. Uns kann es gelingen, wenn wir auf Menschen anderer Herkunft und anderen Glaubens zugehen, Begegnungen suchen und lernen Gemeinsames zu finden. Uns kann es gelingen, wenn wir uns die Hände reichen und gegenseitig Halt geben. Uns kann es gelingen, wenn wir die Türen zu unseren Kirchen und Gemeindehäusern öffnen und diese zu Stätten der Begegnung werden.

Mir kann es gelingen, wenn ich nicht auf den Splitter im Auge meines Nächsten schiele und damit Verantwortung abgeben möchte, sondern den Balken in meinem Auge immer wieder in den Blick nehme. Mir kann es gelingen, wenn mich erinnern lasse, dass Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit von mir Besitz ergreifen.

Ich bin durch den heutigen Bibeltext neu motiviert, meinen Balken nicht zu ignorieren, ihn liebevoll und nicht wertend zu betrachten. Sr. Magdalena Wenig