Guten Morgen, schön, dass Sie sich die Zeit für Sinn und Religion nehmen! Heute ist der 24. Juni. Für viele Menschen von uns der Festtag der Geburt des heiligen Johannes, des Vorläufers Jesu. Allen, die Johannes, Hannes, Hans oder auch Johanna heißen, alles Gute zum Namenstag. Doch damit nicht genug:
Traditionell markiert der 24. Juni den Tag der Sommersonnenwende - die Tage beginnen wieder kürzer zu werden. Für viele Menschen ist heute der für 2016 letzte Tag des Spargels. Und für die Abiturienten der Tag der Zeugnisvergabe und der Abschlussfeier.
An Tagen wie diesen wird deutlich, dass alles seine Zeit hat: Für die Namenstagskinder eine Zeit zu feiern, für die Spargelliebhaber Zeit, noch einmal genussvoll Abschied zu nehmen und für die Abiturienten die Zeit, (hoffentlich) fröhlich und erfolgreich die Schulzeit zu beenden und eine neue Lebensphase zu beginnen.
Wie gut, dass alles seine Zeit hat und nicht jeder Tag wie der andere ist. Stellen Sie sich vor, sie müssten jeden Tag Geburtstag feiern oder Abschlussprüfungen schreiben, wie zurzeit die Realschüler, oder es wäre tagein tagaus Fußballeuropameisterschaft! Alles wäre gleich und uns mehr oder weniger schnell gleichgültig. Kennen Sie die Stelle aus dem Buch Kohelet, wo der Autor die Zeit beschreibt und schon vor weit über 2000 Jahren klar macht: es kann nicht jede Zeit gleich sein? Lesen ist lohnenswert. Wenn Sie Zeit dafür haben.
Der zeitgenössische Musiker Peter Maffay hat in seinem Musical Tabaluga die bekannte Stelle Kohelets in ein Lied gepackt: Alles im Leben hat seine Zeit. Vielleicht passt es gerade in diesen Tagen, es einmal anzuhören.
Peter Maffay versucht diesem Auf und Ab im Leben einen Sinn zu geben, in dem, den er den „Schlüssel“ und den „König der Zeit“ nennt: Derjenige, dessen Zeit nicht zu Ende geht, der weder Anfang noch Ende kennt: „Er ist Anfang und Ende zugleich, er macht uns arm und unendlich reich. Denn er ist die Kraft und die Ewigkeit. Nur er besiegt die Zeit.“
Egal, was dieser Tag für Sie bringt, selbst, wenn Ihnen das „Gute Morgen“ von oben nicht mehr passt, weil Ihre Zeit zum Zeitung lesen eher der Nachmittag oder der Abend ist, wenn Sie heute eher Unangenehmes oder Trauriges ertragen müssen oder wenn Sie richtig Grund zum Feiern haben: Es ist Trost und Mahnung zugleich: Alles hat seine Zeit und alles geht einmal vorüber.
Allen wünsche ich, dass sie den Schlüssel für ihre Zeit finden. Die Hoffnung, die Liebe und auch den Glauben. Glauben an den, den Maffay so schön den „König der Zeit“ nennt.
Pfarrvikar Christian Stadtmüller